Auswirkungen der Kultreligion/en

Die Kette der beschriebenen Ereignisse, also der Werdegang von Ursache und Wirkung, hatte bzw. hat jedoch noch eine Fortsetzung:
Nach dem Tod der Mutter wurden die beiden Brüder voneinander getrennt. Der jüngere wurde von der Familie des Onkels mütterlicherseits in derselben Stadt aufgenommen, der ältere der beiden in die Familie einer Tante väterlicherseits in einem anderen Ort, folglich die beiden fortan zu weit voneinander entfernt lebten, um sich nach wie vor täglich sehen zu können. Ein Zusammensein war ihnen fortan nur noch in den Schulferien möglich. Trotz dieser Hindernisse ist jedoch nach beider Beschreibung ihre Beziehung zueinander bis heute von gegenseitigem Vertrauen und Respekt geprägt, obwohl beide in ihrem Leben sehr verschiedene Wege einschlugen: Der jüngere blieb in der Nähe derselben Gegend, der ältere ging in die Ferne.

Also wuchs die Kette der Ereignisse – Ursache und Wirkung – weiter: Etwa drei Jahre nach dem Tod der Mutter sah der ältere Bruder eines Sommer-Nachmittags im Hof des Hauses auf der Wäscheleine Trauerkleidung hängen. Dies verursachte in ihm ein dunkle Ahnung, die sich dann auch bestätigte. Sein Grossvater, der im selben Haus lebte, erklärte ihm, dass ein Onkel – der jüngste Bruder der Mutter des Jungen – zu Tode gekommen sei, indem er sich von einem hohen Gebäude in einer Grossstadt hinuntergestürzt und sich also selbst das Leben genommen hatte. Er sei offenbar mit diesem ausdrücklichen Vorsatz dorthingefahren. Das Motiv zeichnete sich dann auch klar ab: Auch er hatte zu Lebzeiten, genau wie vorher seine Schwester ihren Mann, gegen den Widerstand seiner strenggläubig katholischen Mutter, eine evangelische Frau geheiratet und war ausserdem auch noch aus Liebe zu ihr zum Protestantismus konvertiert. Dies wurde an die katholische Kirche seiner Heimatstadt weitergegeben, und daraufhin wurde er von der Kanzel aus als Abtrünniger angeprangert. Daraufhin begann seine Mutter auf ihn schweren psychischen Druck und verbalen Terror auszuüben, dem er dadurch entkommen wollte, indem er mit seiner Frau in eine grosse Stadt in geeigneter Entfernung zog, wo er dann auch in Ruhe den Beruf des Lehrers für Musik und andere Fächer ausübte. Dort besuchte ihn hin und wieder auch der ältere der beiden Brüder, der ihn sehr liebte. Auch sein Neffe war dabei, der Sohn seiner Schwester, die sich das Leben genommen hatte, und Enkel seiner strenggläubig katholischen Mutter. Er war ein lebensfroher Mensch, konnte interessante Dinge gut erklären und war sehr musikalisch und gesangbegabt. Jedoch ereilte auch ihn das Schicksal, genau wie seine Schwester, das heisst, die Kette von Ursachen und Wirkungen, aus denen wieder neue Ursachen und neue Wirkungen usw. hervorgegangen waren. Und es war in der Form, dass er sich in einem bestimmten Moment des Lebens so sehr unter Druck gesetzt fühlte, als er von seiner Mutter sehr verstossen und negiert wurde, dass er infolge seiner eigenen kultreligiös beeinflussten Erziehung dann auch diesem Druck nachgab. So vermeinte er in seiner Selbstverkleinerung und Selbsterniedrigung dem Ganzen keine Kraft mehr entgegensetzen und einen Ausweg nur noch im Selbstmord finden zu können. Also suchte auch er eine falsche Lösung und fand den fatalen Ausweg im Suizid.