Leserfrage zur Beschneidung und Genital-Verstümmelungen

Denen band man die Kindlein an die Brust und führte sie öffentlich herum durch die ganze Stadt und warf sie zuletzt über die Mauer hinab (2. Makk. 6,10 EU).
Andersartige Erwähnungen findet Zirkumzision im 1. Buch Samuel (1. Sam. 18,25–27 EU) sowie in Genesis 34 (Gen. 34,14–25 EU): Im Ersten fordert König Saul für seine Tochter einen Brautpreis von 100 Vorhäuten getöteter Philister von David, in der Hoffnung, dass dieser dabei umkomme, doch dieser übergibt daraufhin die doppelte Menge. Im anderen fordern die Brüder Dinas, einer Tochter Jakobs, die vom Sohn des örtlichen Hiwiter-Fürsten vergewaltigt wurde, die Beschneidung dessen Stammes als Voraussetzung für eine ausgleichende Heirat. Auch hier stellt sich die Forderung als List heraus, denn zwei der Brüder nutzen das Wundfieber der Beschnittenen, um ungehindert alles Männliche in der Stadt umzubringen.»
Zitat: «Innerhalb des in Deutschland im 19. Jahrhundert aufkommenden Reformjudentums gab es Stimmen, die das alte Ritual abschaffen oder zumindest modifizieren wollten. Der Rabbi Samuel Holdheim vertrat 1844 in seinem Buch ‹Über die Beschneidung› den Standpunkt, dass die Zirkumzision kein Sakrament und damit für die Zugehörigkeit zum Judentum keine Notwendigkeit sei. Abraham Geiger, einer der Begründer des Reformjudentums, das in Deutschland als liberales Judentum bezeichnet wird, entschied sich aber für die Beibehaltung der Beschneidung, was auch für das Reformjudentum der Gegenwart weiterhin gilt. Im 19. Jahrhundert und zu Beginn des 20. Jahrhunderts verzichteten einige assimilierte jüdische Familien auf die Beschneidung ihrer Söhne. Zum Beispiel liess Theodor Herzl seinen Sohn Hans 1891 nicht beschneiden. Theodor Herzl identifizierte sich bis 1891 nicht mit dem Judentum; er hatte, bevor er den modernen politischen Zionismus zu begründen begann, zur Lösung der Judenfrage eine Massentaufe der Juden im Wiener Stephansdom empfohlen.»

Zitat: «Derzeit lassen die meisten jüdischen und auch die meisten nichtreligiösen Familien ihre Söhne kurz nach der Geburt beschneiden. In den Ländern des ehemaligen Ostblocks ist nur eine sehr kleine Minderheit unter den jüdischen Männern beschnitten, was wohl auf die damaligen kommunistischen Regime in diesen Ländern zurückzuführen ist. In Israel, wo nach Angaben von Rabbi Moshe Morsenau, Leiter des Referats für Beschneidungen (Brit Mila) im Büro des israelischen Oberrabinats, 2011 insgesamt rund 60 000 Beschneidungen stattgefunden haben, wird der Anteil der nicht beschnittenen jüdischen Söhne auf zwei Prozent geschätzt und die Anzahl der Familien, die die Brit Mila als abstossenden, barbarischen Akt, wie das Ritual eines primitiven Stammes in Afrika ablehnen, auf einige Tausend. Israelische Gegner der Beschneidung geben an, neue Umfragen hätten ergeben, dass drei Prozent der jüdischen Israelis ihre Söhne nicht beschnitten haben oder nicht beschneiden wollen.»
In bezug auf die Beschneidung im Christentum lässt sich in verschiedenen Quellen folgendes als Zitate finden:
«Laut dem apokryphen und pseudepigraphischen Thomasevangelium soll Jesus von Nazareth folgendes gesagt haben (was natürlich unsagbar blöder Quatsch ist, denn Jmmanuel hat nie etwas in dieser Weise gesagt): ‹Seine Jünger sprachen zu ihm: Nützt die Beschneidung oder nicht?› Er sprach zu ihnen: ‹Wenn sie nützte, würde ihr Vater sie beschnitten aus ihrer Mutter zeugen. Aber die wahre Beschneidung im Geiste hat vollen Nutzen gehabt.›»
Zitat: «Im frühen Christentum sprach sich Paulus von Tarsus gegen eine Pflicht zur Beschneidung für die neubekehrten Heidenchristen aus. Paulus war selbst ein beschnittener Judenchrist. Für ihn entscheidend war nicht die körperliche Beschneidung, sondern die bereits im Judentum zunehmend betonte Beschneidung des Herzens, wie sie schon das 5. Buch Mose kennt: ‹Ihr sollt die Vorhaut eures Herzens beschneiden und nicht länger halsstarrig sein.› (Dtn. 10,16 EU). Wer glaube, so Paulus, allein durch körperliche Beschneidung gottgefällig zu sein und heilig zu werden, sei auf einem Irrweg: