Die menschliche Würde

Als Lebensform nach menschlichem Verstehen als ‹Idee› aus einer schöpferischen Impulsmässigkeit geschaffen und im Schutz ihrer lebenspendenden, durch Gesetzmässigkeiten gegebenen Schaffenskraft geborgen, gebührt dem Menschen als solchem seine artgemässe Würde. Entgegen aller Vernunft, allem besseren Wissen und entgegen jeglichem menschlichen Verstandesdenken werden die Menschenwürde, die Ehrwürdigkeit und die Menschlichkeit vielfach vom Menschen selbst missachtet und erniedrigt. Zahlreichen Menschen liegen die persönliche Würde, das Menschenwürdige und das Würdevolle so fern wie die fehlende Gewissheit einer stetigen Schöpfungsverbundenheit. In ihren Gedanken und Gefühlen sowie in ihrem Handeln gegenüber den schöpferisch-natürlichen Gesetzen und Geboten sowie in bezug auf eine würdevolle und verantwortungsvolle Lebensgestaltung weitgehend entfremdet, vegetieren unzählige Menschen ziellos lebens- und sinnentfremdet in einer alltäglichen Orientierungslosigkeit vor sich hin. Mit der bewussten oder aus reiner Bequemlichkeit gewählten Vernachlässigung einer würdevollen Lebensführung wird unweigerlich auch der fortschreitende Zerfall der persönlichen Würde eingeleitet. Kontinuierlich schwindet das Interesse an einer gesunden und evolutiv erfolgreichen Bewusstseins-, Charakter- und Persönlichkeitsentwicklung. Wie ein zerstörerischer Pilz überwuchert eine Verwahrlosung allmählich das Bewusstsein, die Gedanken und Gefühle sowie die Psyche des davon betroffenen Menschen. Gleichgültigkeit breitet sich aus, und unweigerlich verliert die persönliche Würde an Kraft und Zauber und macht einer schleichenden Beelendung und einer wachsenden Selbstzerstörung Platz.
Allein durch die Existenz und die Erschaffung seiner aussergewöhnlichen und bewussten Bewusstseinsform, deren Sinn und Zweck sowie der ihm zugewiesenen evolutiven Aufgabe, würdigen die schöpferisch-natürlichen Gesetz- und Gebotsmässigkeiten den Menschen mit dem Status einer ehrwürdigen Besonderheit. Daher ist es des Menschen ureigene Pflicht, dieser schöpfungsgegebenen Würde mit der angemessenen Sorgfalt und Bemühung gerecht zu werden, und zwar unabhängig davon, ob er ihre sichtbaren Manifestationen geniesst, sich auf einer saftig grünen Wiese am gemächlichen Vorbeizug der Wolken oder am Duft feinster Blüten erfreut, oder ob er sich an seinem Arbeitsplatz und im Alltagsleben unliebsamen Problemen und Schwierigkeiten stellt. Das Wirken der schöpferisch-natürlichen Schaffenskraft als Wurzel und Mutter aller Existenz ist jeder Lebensform ein lebenszeitlich-ehelicher Bund und ein zuverlässiges Gelöbnis. Myriadenfältig belebt, durchflutet und berührt sie unaufhörlich jede noch so kleinste ihrer Kreaturen. Es liegt am Erdenmenschen selbst, die Einsicht zu erlangen, sich selbst als schöpferisches Wesen wahrzunehmen, zu achten, zu ehren und zu würdigen. Diese Gewissheit stets im Bewusstsein zu tragen, ist ihm eine wahrliche Bereicherung.
Es bieten sich immer genügend Möglichkeiten wie auch Zeit und passende Gelegenheiten, die Achtsamkeit und die Gedanken auf die Kreationen und Wunder der Schöpfung auszurichten. Die Ehrwürdigkeit der schöpferisch-natürlichen Grösse und Macht zeigt sich dem Erdenmenschen nicht nur beim Anblick einer blütenfrohen Blumenwiese, am farbenschillernden Korallenriff oder bei einem Spaziergang durch wundervolle Wälder und Ländereien, wie auch nicht nur beim imposanten Farbenspiel der leuchtend roten Sonne am abendlichen Horizont oder in der Pracht des sternenklaren Firmaments, sondern allüberall – denn alles und jedes Schöpferische und Schöpfungsgegebene ist in allem und jedem allgegenwärtig. Die schöpfungsgesetzmässig gegebene Menschenwürde kennt keine Hierarchie; und sie ist kein Privileg irgendwelcher naturverbundener Gärtnerinnen oder eines Gemüsebauern. Sie ist aber auch nicht Sonderrecht eines Pfarrherren, Handwerkers, Fürsten noch einer Königin oder eines wortgewandten Philosophen, Klausners in Meditation oder Mystikers in Kontemplation, und sie ist auch nicht den Menschen fremder Welten vorbehalten.
Mit dem bewussten Erstaunen und der Gewissheit über die Ehrwürdigkeit des Natürlich-Schöpferischen, erlernt der Mensch, sich selbst zu achten, zu ehren und zu würdigen.