Die menschliche Würde

Dem Menschen mit einem wahrlich offenen Bewusstsein ist diese Erkenntnis eine gute Basis, um die Selbsterniedrigung, Selbstentwürdigung und Selbstmissachtung zu vermeiden. Durch die Beobachtung und die Einsicht in die schöpferisch-natürlichen Gesetze, Gebote und die Prinzipien der Gleichwertigkeit und Ehrwürdigkeit aller Kreationen, gewinnen das persönliche Selbstvertrauen, das Selbstbewusstsein sowie die Selbstachtung des Lernenden unweigerlich an Kraft. Dem aufmerksamen Menschen wird das Vorbild der Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung aller Lebensformen zur würdevollen Selbstverständlichkeit. Entgegen der filigranen Pflanzenwelt, den Tieren und dem Getier, die auf und unter der Erde, in tiefen Gewässern und in den höchsten Lüften ihre natürlichen Bestimmungen erfüllen, erlernt der Mensch durch einen bewussten Lernprozess die schöpferischen Gesetze und Gebote zu beachten. Die vollumfängliche Nutzung und die Perfektionierung seiner bewusstseinsmässigen Attribute sind ihm jedoch nicht einfach in die Wiege gelegt. Vielmehr sind sie das Ergebnis und die Errungenschaft einer harten Lebensschulung. Zahllose Eindrücke, Erlebnisse und Erfahrungen bilden und formen in ihrer gesamtheitlichen Verkettung die menschliche Persönlichkeit. Die bewusste Selbstachtung und eine würdevolle Lebensweise müssen vom Menschen erst erkannt und entwickelt und verwirklicht werden. Hierzu bilden der ganz gewöhnliche Alltag und die Verarbeitung von zahllosen Eindrücken, Erfahrungen und Erlebnissen die evolutive Basis seiner wachsenden Lebenserfahrungen und der Würde. Das stetige und aufmerksame Beobachten der unmittelbaren Umgebung sowie die Konfrontation mit den eigenen Gefühlen und bewusstseinsmässigen Prozessen lassen die Lernenden in kleinen Schritten vorwärtsschreiten. Die Qualität einer würdevollen Lebensführung und eines grossartigen Charakters zeigt sich auch in der liebevollen Pflege von zwischenmenschlichen Umgangsformen und Geselligkeiten, gleichsam auch in einer würdigen Beziehung mit und zu sich selbst. Jegliche Beziehungsform wird vom Menschen in seiner eigenen und ganz bewussten Gedanken- und Gefühlsarbeit entschieden. Die eigene Existenz, Körperlichkeit und Persönlichkeit zu mögen und zu akzeptieren ist für viele Menschen eine harte Prüfung. Falsche Ideale und zweifelhafte Wertvorstellungen prägen das Selbstbild vieler Menschen. Künstlich inszenierte Rollenspiele zur Selbstdarstellung bzw. das Adaptieren und Übernehmen fremder Charaktere und Identitäten entwürdigen die eigene Persönlichkeit. Sich selbst mit allen seinen Fähigkeiten als Mensch zu mögen, mit den körperlichen Mängeln oder unliebsamen Eigenheiten usw., ist eine wesentliche Grundlage zur Entwicklung eines individuellen Charakters, einer starken Persönlichkeit und Würde. Ein grundsätzliches Interesse an der eigenen Existenz und an der gesamtheitlichen Entwicklung ist die Voraussetzung zur Erlangung der persönlichen Würde, Echtheit und Aufrichtigkeit. Das gesunde und förderliche Verhältnis zum eigenen Charakter und zur eigenen Persönlichkeit ist auch massgebend und bestimmend in der Gestaltung, Pflege und Erhaltung einer gesunden psychischen Verfassung. Gleichgültigkeit und Ablehnung gegenüber dem eigenen Leben und gegenüber der eigenen Existenz führen kontinuierlich zur allmählichen moralischen Verwahrlosung, Abstumpfung und zum Verlust der Würde. Die Selbstbestimmung ist ein Menschenrecht. Das Erlangen von Würde, Vorzüglichkeit und Edelmut ist jedoch weder Zwang noch Pflicht. Es ist dem Menschen freigestellt, sich selbst zu erniedrigen, zu missachten und zu entwürdigen. Einem den Schöpfungsgesetzen nahestehenden Menschen ist jedoch das aufmerksame Streben nach dem Würdevollen eine heilige resp. eine kontrollierende Pflicht. Beim Erdenmenschen zeigt sich die Naturwidrigkeit des Würdelosen in einer desolaten Lebensführung. Mit der bewusst gewählten Lebens-Apathie werden die Selbstpflichten, Eigenpflichten und die Selbstverantwortung vorsätzlich missachtet.
Entgegen der falschen Überzeugung einer Fremdbestimmung und Schicksalshörigkeit wird der Mensch nicht gänzlich und vollumfänglich von seiner Aussenwelt manipuliert.