Freiheit und Zwang

Eine bewusstseinsmässig und psychisch stabile Persönlichkeit nutzt jedoch in bestmöglichem Masse die eigene Kraft und Macht der Gedanken zur kontrollierten Selbstbestimmung und Eigenverantwortung. Sie lässt sich weder verführen noch ihrer bewusstseinsmässigen Fähigkeiten und Freiheit berauben. Entsprechend den kultreligiösen, politischen oder persönlichen Zwängen werden die Menschen auch von wirtschaftlichen Interessen beeinflusst und in ihrer Freiheit und Selbstbestimmung manipuliert. Wirtschaftliche Interessen zwingen und verleiten die Kundschaft zum Konsum von bestimmten Produkten. Die geplante Obsoleszenz (vom altlateinischen Verb ‹obolescere› = In Vergessenheit geraten, vergessen sein) bzw. die von den Herstellern absichtlich herbeigeführte Mangelhaftigkeit oder programmierte Fehlerhaftigkeit eines Produktes entspricht einer perfiden und ausgeklügelten Form wirtschaftlicher Freiheitsberaubung. Die Konsumenten werden nach einer bestimmten Zeit gezwungen, ein defektes Produkt durch ein neues zu ersetzen. Durch gezielte Produktionskontrolle und Monopolisierung des Marktes werden die Käufer/innen in die Abhängigkeit von profitorientierten Preisvorgaben gezwungen, wodurch eine freie Wahl entfällt. Seit ihren Anfängen nutzt die Werbeindustrie die Macht der Suggestion für die Möglichkeit zur unterschwelligen Manipulation der menschlichen Bewusstseinsformen und der gezielten Steuerung von Konsumbedürfnissen. Geschickt eingesetzt, sind die psychologischen Einflüsse bei der Produktewahl und dem Konsumverhalten der Kunden entscheidend. Werbung ist bewusste und gezielte Überzeugung. Sinn und Zweck einer Überzeugung ist es, die freie Meinung eines zu überzeugenden Menschen zu schwächen und mit fremden und ‹überzeugenden› Argumenten zu überlagern. Das Überzeugenlassen erweist sich letztendlich immer zum Nachteil der Überzeugten als selbstgewählte Entmündigung. In persönlich genehmigter Selbsterniedrigung werden eigene Erkenntnisse, Erfahrungen und Betrachtungsweisen entwürdigt und zur Nichtigkeit degradiert.
Allen voran machen sich zweifelhafte Versicherungen und profitorientierte Geldinstitute das menschliche Bedürfnis nach Sicherheit, Freiheit und Wohlbefinden zunutze. Scheinheilig vermitteln die schwarzen Schafe dieser Branchen ihrer Kundschaft ein persönliches Interesse an einer guten Beratung. Mit eingeübten, kommunikationstheoretischen Gesprächstaktiken und überzeugenden Marketingstrategien suggerieren sie der arglosen Kundschaft heuchlerisch Vertrauenswürdigkeit, Verbindlichkeit, Wohlwollen und Entgegenkommen. Eingenebelt von unehrlichen Versprechungen und geblendet von gespielter Rechtschaffenheit verlieren die verführten Kundinnen und Kunden Schritt für Schritt die Freiheit einer unbeeinflussten Entscheidung.