Eine Studienüberlegung ...

Es ist jedoch nützlich, über die Aussagen aller Menschen ohne Unterschied ihres wissensmässigen Standes nachzudenken und sie damit zu vergleichen, was man selbst schon weiss und ergründen kann. Man sollte zu allem nie eine übermässige Kritik üben. Es ist zu bedenken, dass uns zum Verstehen einfach noch bestimmte Mittel (Erkenntnisse und Wissen) fehlen können. Und genau deshalb ist oft das blosse Zur-Kenntnis-Nehmen einer Sache sehr zweckdienlich, und zwar auch dann, wenn es vorerst in keiner Weise in unser Konzept des Bekannten und Erkannten passt. Denn nirgends steht geschrieben: Wessen wir heute nicht fähig sind, dessen werden wird auch morgen nicht fähig sein. Das bedeutet allerdings nicht, dass wir jeden Unsinn akzeptieren sollen, den wir ohne längeres Nachdenken auf der Stelle bereits als solchen zu erkennen und aus unseren Überlegungen zu verdrängen vermögen.
Der Prozess der Erkennung ist wie das Zusammensetzen eines Bildes mit Puzzleteilchen, deren Anzahl im voraus nicht bekannt ist. Mit unseren alltäglichen Erlebnissen sammeln wir sie in diesem Zusammensetzspiel, und oft gelingt es uns, jene Bauteilchen zu finden, die zwar ineinander passen, vorerst jedoch noch nicht in das ganze Bild. Das kommt daher, weil wir andere Bauteilchen bisher einfach noch nicht gefunden und plaziert haben, die sie eben mit dem Umgebenden resp. dem bereits Gebauten verbinden würden. Warum sollten wir aber über deren genaues Positionieren sofort entscheiden? Das würde ja den ganzen Zusammenbau nur verlangsamen. Ein kluger Baumeister wird die zufällig gefundenen und zusammengesetzten Teilchen dorthin legen, wo er annimmt, dass sie im Zusammenhang mit dem umgebenden, bereits ziemlich gut zusammengesetzten Bild oder mit der Vorlage (in diesem Sinn dem Vorbild der Natur) hingehören könnten. Weiter wird er sich jedoch hauptsächlich damit befassen, das direkt Zusammenhängende (das Bekannte) zu ergänzen, bis das Bild derart gewachsen ist, dass es auch das ursprünglich Unbekannte erfasst, wodurch es eigentlich ergründet und in dessen Gültigkeit bestätigt wird. Entscheidet sich aber ein unvernünftiger Baumeister, die Teilchen wegzuwerfen – da sie überhaupt nicht in sein Bildkonzept zu passen scheinen –, ohne dass er z.B. die Vorlage berücksichtigt (was typischerweise Menschen tun, die a priori alles ablehnen, übermässige Kritik üben, unlogisch denken und immer alles besser wissen wollen), dann wird er sich selbst bestimmen, dass er das Bild nie zusammensetzen kann (er findet die Wahrheit nicht) und sich eigentlich selbst im Weg steht, denn das Suchen und Finden der Wahrheit ist einer der Charakterzüge der menschlichen Evolution. Dieses Beispiel diene also als kleine Analogie zum Prozess der Selektion sowie als Beispiel dafür, wie mit dieser Analogie beim Erforschen des Bekannten und Unbekannten gearbeitet werden kann.