Der Mensch und das Schicksal gestern und heute

So hat sich daraus ergeben, dass psychologische Beratungen in grossem Masse boomen, wobei aber sehr oft von den Beratenden keinerlei wirkliche Kenntnisse in bezug auf die Psychologie vorhanden sind. Oft handelt es sich nur um unzulängliches psychologisches Schulwissen oder um absolutes Laiengefasel, womit die Hilfesuchenden beharkt werden, womit ihnen natürlich nicht geholfen werden kann, weil wirkliche Hilfe nur darin bestehen kann, dass die Schicksalbetroffenen dazu geführt werden, dass sie sich selbst helfen. Aber heute geschieht genau das Gegenteil, denn die von einem Schicksal Betroffenen werden in der Regel von den ‹Helfenden› abhängig gemacht, folglich die Leidenden oft sehr lange Zeit oder für die ganze Dauer des Daseins Hilfe benötigen. Und Tatsache ist, dass der Mensch von heute je länger je mehr in bezug auf seine Lebensführung, Lebensgestaltung und der eigenen Lebensbewältigung hinsichtlich von Problemen und Schicksalsschlägen, Leid und Schmerz sowie Not und Elend immer lebensunfähiger wird. Anstatt dass er zurückfindet zur Art und Weise des Menschen von gestern resp. von früher, der noch würdevoll und kraftvoll genug war, jede Art seiner Schicksalsschläge, seiner Not oder seines Elends selbst zu bewältigen und seine Probleme aller Art selbst zu lösen, ist der Mensch von heute derart verweichlicht und lebensunfähig geworden, dass er bei jeder kleinsten Unannehmlichkeit, bei jedem Missgeschick und bei jedem geringsten Bekümmernis Hilfe von andern Menschen braucht. Stirbt jemand, mit dem irgendeine Beziehung bestand, sei es in der Familie, in der Verwandtschaft oder im Bekannten- oder Freundeskreis, dann wird nicht vernünftig mit der unabänderlichen Tatsache umgegangen, sondern es erfolgt ein gedanklich-gefühls- und psychemässiger Zusammenbruch. Die damit verbundene Hilflosigkeit in bezug auf die Unabänderlichkeit des Geschehens hat aber in der Regel nicht direkt etwas mit dem Verlust des dahingeschiedenen Menschen zu tun, denn wahrheitlich erfolgt der gedanklich-gefühlsmässig-psychische Zusammenbruch durch das schwere Schicksal, von dem der hinterbliebene Mensch selbst betroffen wird. Und dies ist die Form dessen, dass der hinterbliebene Mensch in sich ein Selbstleid pflegt, weil er fortan alles selbst erledigen muss oder sich nicht mehr mit dem anderen streiten oder unterhalten kann usw.