Langeweile

‹Einmal ist keinmal› lautet ihre verführerische Devise in tausendfacher Wiederholung. Dem lethargisch (körperlich-psychische Trägheit mit ermüdendem Interesse) gelangweilten Menschen schleichen sich die unheilvollen Untugenden des Müssiggangs und der Antriebslosigkeit gänzlich unbemerkt und im Verborgenen in die Bewusstseinsformen ein. In diesen hinterlassen sie in schmarotzerischer Art und Weise ihre übermächtige Kuckucksbrut. Durch diese wird der Mensch vom Gift der Lethargie (Zustand körperlicher und psychischer Trägheit mit ermüdendem Interesse) bezwungen. Dadurch aber verfällt er dann der Heuchelei, die ihn betört. Auch wird er vom Virus ihrer falschen Wohlgefälligkeit infiziert und verfällt in seinem faulen und trägen Dahingehen den unsichtbaren Netzen falscher Bewusstseinformen. Unweigerlich greift das Ganze dann ins Gedanken- und Gefühlsleben und somit auch in die Psyche ein und breitet sich darin letztendlich als heimtückische Krankheit und existentielle Bedrohung aus. Die Langeweile ist Lähmung und Paralysierung der bewusstseins-gedanklich-gefühlsmässigen, mentalen und psychischen Beweglichkeit. Jegliche Motivation, eine eigene Ansicht und Meinung zu fassen sowie logische und existentielle Überlegungen anzustellen, wird zur gedanklich-gefühlsmässigen Schwerstarbeit. Einerseits versucht der gelangweilte und abgestumpfte Mensch diese Defizite durch zweifelhafte und unüberlegte Aktivitäten auszugleichen, wobei er allmählich den Bezug zur Realität sowie die Einsicht in die kausalen Zusammenhänge seiner Handlungen verliert. Die Argumente des Vernunft- und Verstandesdenkens entbehren für ihn jeglicher Gültigkeit. Andererseits beginnt der Müssiggänger seine bewusste Antriebslosigkeit als Krankheit zu betrachten, diese zu umsorgen und zu behüten. Genährt von der Faulheit, der Arbeitsscheue und dem Müssiggang, lässt die erworbene Langeweile den Menschen nach ihrer Pfeife tanzen, und sie misslehrt ihn, die Trägheit zu pflegen und zu geniessen. Mit dem latenten Einschleichen besagter Liederlichkeiten verliert der Mensch allmählich die Fähigkeit zur eigenen Lebensbewältigung und lässt sich mit geöffneten Augen seines ureigenen Wesens und seiner Persönlichkeit berauben. Unweigerlich folgen im Laufe der Zeit eine charakterliche und existentielle Verwahrlosung sowie der Verlust von Eigenverantwortung und Selbstdisziplin. Auch die Selbstverantwortung, Ehre und Würde gehen damit dahin. Die intellektuellen und mentalen Fähigkeiten werden reduziert und die psychischen Kräfte und Potenzen behindert.
In einem dankbaren Opfer sesshaft geworden, siegt die Langeweile mit dem Erreichen ihres Zieles quasi als attestierte Krankheit, wie dem Phlegmatismus (wenn jemand nur schwer anzuregen und zu irgendwelchen Aktivitäten zu bewegen ist), Depressionen oder der selbstzufriedenen Stagnation. Die Langeweile, der Müssiggang, die Trägheit, die Lethargie und die Faulheit usw. haben grinsend ihre destruktiven Ziele erreicht. Der labile und psychisch instabile Mensch hat sich ganz in ihrem Sinne, dem Einfluss und der Kraft seiner eigenen willfährigen Gedanken- und Gefühlsarbeit, zum Objekt der mentalen und kognitiven Unselbständigkeit und Pflegebedürftigkeit degradiert.