Langeweile

Die bewusstseinsmässige, gedanklich-gefühlsmässige und die daraus resultierende psychische Entwicklung, die Charakterbildung sowie die Eigen- und Selbstverantwortung kommen im krankhaften Zelebrieren der Langeweile weitgehend zum Erliegen. Der Müssiggänger wird zum johlenden und anfeurenden Publikum seiner eigenen Verwahrlosung und seines Zerfalls. Die menschliche Fähigkeit zur bewussten Nutzung der schicksalbestimmenden und kreierenden Kraft der eigenen Gedanken, zur kontrollierten Selbstbestimmung, wird von den gleichgültigen, teilnahmslosen und lebensuninteressierten Menschen in paradoxer Weise als existenzvernichtende Waffe gegen sich selbst gerichtet.
Der fleissige und arbeitsame Mensch hingegen nutzt jede kleinste Gelegenheit dafür, aus den kausalen Belangen und Zusammenhängen der Lebenssituationen zu lernen, um dadurch neue Erkenntnisse und Einsichten zu gewinnen sowie um damit die höchstmögliche Entwicklung zur psychischen, gefühls- und bewusstseinsmässigen Vervollkommnung anzustreben. Er hat gelernt, die persönlichen Ressourcen und eigenen Talente sowie Fähigkeiten, sein Wissen und Können gezielt und in evolutiv wertvoller Weise zur Anwendung zu bringen. Den Müssiggängern dienen diese Eigenschaften jedoch lediglich zur Befriedigung ihrer fleischlichen oder stofflichen Bedürfnisse sowie dem masslosen Profitieren von sinnlichen Vergnügungen aller Art.
Die Langeweile als Ergebnis eines falschen Denkens, falscher Wertvorstellungen und einer fehlorientierten Lebenseinstellung wird zum bewusstseinsmässigen, mentalen, psychischen Suizid auf Raten. Ihr Erscheinen und Auftreten ist dem Menschen keine Notwendigkeit zur Erfüllung der schöpferischen Prinzipien. Sie gehört auch nicht zu den gesetz- und gebotsmässigen Voraussetzungen zur Bewältigung der Lebensaufgbe. Die Langeweile und ihre bedenklichen Folgen werden aus einem falschen Denken des Menschen heraus geboren. Sie erwachsen ihm aus der Welt seiner irrigen Gedanken, zweifelhaften Einbildungen, wirren Phantasien und aus einer gedankenlosen Lebenseinstellung. Haben die genannten Untugenden und mentalen Liederlichkeiten im Menschen einmal Grund gefasst und erblicken sie das Licht der Welt, dann greifen sie mit wildschlagenden Tentakeln um sich, um nicht wieder in der Versenkung zu verschwinden.

Dem psychisch, bewusstseins- und gefühlsmässig gesunden und verantwortungsvollen Menschen sind die Langeweile und ihre ruinösen Auswirkungen ein Dorn im Auge, und er weiss ihre lästigen Übergriffe und versteckten Einflüsse erfolgreich abzuwehren. Zahlreichen ambivalenten (doppelwertig, zwiespältig, widersprüchlich) und in sich selbst diskrepanten (widersprüchlichen) Menschen wird sie jedoch zur übermächtigen und siegreichen Gegnerin. Ihren Eroberungszug führen die Langeweile, der Müssiggang und ihre verhängnisvollen Folgen jedoch nicht mit blutigem und vernichtendem Schwert, sondern mit falschen Versprechungen auf endlose Bequemlichkeit und Befriedigung von Sinnenfreuden oder genussvollen Annehmlichkeiten aller Art.