Langeweile

… über die Kultivierung des Nichtstuns, der Untätigkeit und der Unlust
Die Langeweile ist die Mutter einer sträflichen Nachlässigkeit und Missachtung der persönlichen Aufgaben und Fähigkeiten. Sie schürt die mental-kognitive Verwahrlosung sowie die innere und äussere Zerstreutheit usw. Ihr Erscheinen ist der sichtbare Ausdruck für eine selbstgewählte Unlust und Übersättigung sowie einen unstillbaren Anspruch auf äussere Reize, Unterhaltung und Vergnügungen. Als logische Folge der eigenen Oberflächlichkeit, der Faulheit, der Lässigkeit und des Müssigganges ist sie spiegelbildlich und in Wechselwirkung auch die Brut und Frucht zahlreicher weiterer existenzbedrohender Unwerte und Handlungen. In Gesellschaft mit der Trägheit, der Bequemlichkeit und der Lethargie hat die Langeweile eine kraftvolle Unterstützung gefunden. Mit Vorliebe nistet sich diese unheilvolle Gemeinschaft in den trägen Gehirnen und in den vom süssen Nichtstun verwöhnten Bewusstseinsformen oberflächlicher und indifferenter (Anm. Billy: gleichgültiger, interesse- und teilnahmsloser) Menschen ein. In zweifelhafter Freundschaft tragen, hofieren und stärken sich diese finsteren Vasallen in gegenseitigem Einvernehmen. Gleichsam der betrunkene Säufer Süchtige stets ermuntert, das Saufen und das In-Kneipen-Einkehren niemals aufzugeben. Gemeinsam pflegen sie die vertraute Unbeweglichkeit und den Schlendrian, laben sich am behaglichen Stoizismus und an der Gleichgültigkeit und geniessen die lustvolle Befriedigung rudimentärer Begierden.
Der gelangweilte Müssiggänger ist stets bestrebt, jegliche körperliche Arbeit und mentale Anstrengungen zu vermeiden. Die kleinste Bewegung und die leichteste Tätigkeit werden ihm zur körperlich-schmerzhaften Anstrengung und zur psychischen Überforderung. Höchst theatralisch und mit dauerndem und unüberhörbarem Jammern und Klönen ist er fortwährend damit beschäftigt, diese Tragödie seiner Umwelt unmittelbar zu bekunden. ‹Stress› ist eines seiner Lieblingsworte, der ständige Blick auf Uhren ist seine Hauptbeschäftigung, die schwerfällige Bewegungslosigkeit sein Lebensinhalt und die schlaffe Körperhaltung seine Ausdrucksweise.

Den wilden Phantasien des bewusst erlernten und kultivierten Müssiggangs sind keine Grenzen gesetzt. In der Befehdung und in offenen Feindseligkeiten wider das Vernunft- und Verstandesdenken sind die Faulheit und ihre Helfer wahrlich grosse Meister. Schwerfällige und antriebsarme Menschen sind sehr poetisch, salbungsvoll und äusserst talentiert in der Formulierung von originellen Ausreden und Spitzfindigkeiten, die ihnen zur Beschönigung und Entschuldigung der Pflichtvergessenheit und Nachlässigkeit dienen. Unweigerlich beeinflussen die bewusst gelebten Untugenden und die unvorteilhaften Gepflogenheiten einer nachlässigen und saumseligen Lebensführung alle mentalen und kognitiven Fähigkeiten. Gefangen in gähnender und selbstgewählter Langeweile sowie von deren übler Gefolgschaft angetrieben, verlieren die betroffenen Menschen jegliches kreative Streben und Interesse an der persönlichen Weiterentwicklung.