Die Jahreszeiten der Natur als Sinnbild unseres Erdenlebens

Ich schaue zum Fenster hinaus und erlebe die entstehende Farbenpracht der Blätter des Waldes. Vor vielen Monaten sprossen sie aus einer verheissungsvollen Knospe in lauen Frühlingslüften dem blauem Himmel des werdenden Jahres entgegen, unbekümmert, voller Hoffnung auf kommendes Erleben einer noch unbekannten Zukunft. Sie strotzten voller Erwartungskraft mit der Entfaltung ihrer makellos grünen Blätter, um das freie Leben des Wachstums zur Freude der ganzen Umgebung darzulegen, noch unbewusst, dass sie Spender und Schutz für viele Kreaturen sein werden. Trotz Kälteeinbrüchen, Stürmen, Donnergrollen und Blitzesgetöse sowie als Aufopferungs-Dasein für vielfältiges Getier, wachsen die Äste unbekümmert weiter, um ihrer Lebensaufgabe und -bestimmung gerecht zu werden.

Mit den verstreichenden Sommermonaten bestimmen die Gesetze des Werdens und Vergehens den langsameren Ablauf und die Beruhigung des stürmischen Wachstums der früheren Entwicklungsmonate und -tage. Der Herbst beginnt langsam die Tageshelle zu drosseln, die überstandenen Sommerstürme und Wetterkapriolen verblassen als ferne Erinnerung in den aufsteigenden Nebeln. Die Zeit ist gekommen, um die vielfältigen angesammelten Kräfte der Blätter langsam aber sicher zurückzuführen zum Ausgangsspender des Lebensbaumes, sich in den brillantesten Farben zu verabschieden, um sich zu lösen und auf die Erde niederzusinken, um dort zum Abschluss als lebenserhaltende Speise zu dienen. Die zurückgelassenen Kräfte aber, die sich mit dem Lebendbaum nun wieder vereinigt haben, haben ihn gestärkt, um den kommenden Winter in ruhigeren Bahnen zu überstehen.

Dann aber beginnen sich die unsterblichen und nie erlahmenden Gesetze der Evolution im kommenden Frühling unaufhaltbar mit der Neubelaubung des inzwischen stärker gewordenen Baumes als Zeichen der Wiedergeburt in unendlicher Fortsetzung wieder zu erfüllen, womit ein neuer Lebenskreislauf begonnen hat.

Wenn ich so in den langsam in bunten Farben aufleuchtenden Wald hinaufsehe, erfüllt mich ein unsagbares Glücksgefühl. Meine Gedanken durcheilen meinen eigenen Werdegang in diesem Erdenleben, und Bestätigungsfragen und -antworten steigen in mir auf wie: Hat mein bisher gelebtes Leben nicht ähnliche Perspektiven aufzuweisen? Bin ich nicht – wie der Baum – durch unendliche Erdendurchgänge gewandert, dadurch stärker und erwartungsfreudiger geworden, um den stets neuen Anforderungen gerecht zu werden? Haben all die früheren Erdenleben in mir nicht das Fundament erstellt, damit ich heute nach vielen Bewährungsproben meinen Bau der Erkenntnis der Wahrheit des Lebens und damit der uralten Geisteslehre erdbebensicher aufbauen und verstärken konnte? Ist es da nicht ein Hallelujah wert, wenn einem im höheren Alter das Evolutionsgesetz vom Werden und Vergehen immer klarer und vertrauter wird?