‹Die Besserwisser›...

Mit dem Begriff ‹Besserwisser› habe ich meine Mühe. Jeder kann und darf doch das äussern, was er aufgrund seiner mentalen, emotionalen und spirituellen Intelligenz und seiner Erfahrung etc. etc. ‹weiss› (oder glaubt zu wissen). Und das ist halt mal nicht bei allen Menschen gleich. Es ist aber aus meiner Sicht nicht korrekt, jemandem einen ‹Denkfehler› vorzuhalten, weil seine Argumentation nicht meiner Ansicht entspricht. Wäre nicht etwas Toleranz am Platz? Toleranz nicht einfach im Gewährenlassen oder als Kompromiss, weil der andere argumentativ nicht zu ‹bezwingen› ist, auch nicht nur Duldung, sondern Wertschätzung, weil man von seiner Meinung lernen kann und nicht zuletzt, weil man eine eigene Bedingtheit und Unverfügbarkeit der ‹Wahrheit› erkannt hat. … Soviel zur Unvoreingenommenheit und Neutralität, also: Willkommen im Club der Besserwisser. Besser wäre doch: im Club derjenigen, die sich Gedanken machen und dran arbeiten, etwas mehr von unserer komplexen Welt zu verstehen. Da sollte man doch meinen, ein paar Fehler hätten Platz.

Um ehrlich zu sein, wüsste ich natürlich zu gerne, wie er zu seiner Selbstkenntnis und Selbsterkenntnis kommt, die er in seinem E-Mail erwähnt. Leider gab er mir auf meine doch etwas angriffige Frage resp. Feststellung keine Antwort, und da ich ihn nicht nochmals herausfordern wollte – geschweige denn ihm etwas berichten, das er gar nicht hören will –, erzähle ich jetzt euch, was ich ihm gerne gesagt hätte. Damit wenden wir uns gleichzeitig dem 2. Teil des Titels zu, nämlich ‹Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung›. Selbsterkenntnis setzt sich aus unzähligen Faktoren zusammen und kommt sowohl von innen wie von aussen. So sollte z.B. jedem von uns klar sein, dass wir nicht nur mit unserer Offenheit oder Verschlossenheit resp. Unvoreingenommenheit oder Voreingenommenheit Neuem oder anderem gegenüber, unserer Handschrift, Physiognomie, Körperhaltung, Haut, unserem Körper, Gang, Blick, unseren Haaren, Händen, Gesten, Handlungen und Aktivitäten und unserem Verhalten und Benehmen generell, ja sogar mit der Art und Weise, wie wir essen, welche Kleider und welchen Schmuck wir tragen usw. usf. viel von uns preisgeben, sondern ebenfalls ganz stark mit der Wahl unserer Worte – oder auch unserer Nicht-Worte, d.h. unserem Schweigen.