Ehrwürdigkeit, Gleichheit und Gleichwertigkeit

Die weltliche bzw. kultreligiös fundierte Ungleichwertigkeit und Ungleichheit der Geschlechter ist bekanntlich in der Bibel begründet und findet sich zum Beispiel im folgenden biblischen Text:

3. Mose 27, 3 ff.
... so sollst du den Mann zwischen dem zwanzigsten und sechzigsten Jahre auf fünfzig Lot Silber schätzen nach heiligem Gewicht.
Ist es aber ein Weib, so soll deine Schätzung dreissig Lot Silber betragen.

Ist es eine Person zwischen dem fünften und dem zwanzigsten Jahre, so sollst du sie auf zwanzig Lot Silber schätzen, wenn sie männlich ist; wenn weiblich, auf zehn Lot Silber.

Ist es ein Kind zwischen einem Monat und fünf Jahren, so sollst du es auf fünf Lot Silber schätzen, wenn es ein Knabe ist; wenn ein Mädchen, auf drei Lot Silber.

Das weibliche Geschlecht wird also gegenüber dem männlichen lediglich auf die Hälfte bewertet. Das ist eine äusserst primitive und menschenverachtende Entwertung. Diese Herabwürdigung, Erniedrigung und Degradierung der Frauen ist und bleibt eine offensichtliche Tatsache und zeugt von übelster Gesinnung, auch wenn diese Fakten von der heutigen Theologie beschönigt und in der Regel mit fadenscheinigen Ausreden bestritten werden.
Die persönliche Selbsterniedrigung, Selbstmissachtung, mangelndes Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen, Hemmungen, gewisse Formen der Hörigkeit oder eine Vertrauenslosigkeit in die eigenen Fähigkeiten sind ein weit verbreitetes Übel und psychologisches Leiden vieler Menschen. Die bewusste Entwertung, Herabsetzung und Selbsterniedrigung der eigenen Person zeigt sich in vielen Formen und Lebensbereichen. Das menschliche Phänomen, von irgend etwas ein ‹Fan› oder Anhänger zu sein, zeugt von einer gewissen psychologischen, gefühls-, und bewusstseinsmässigen Irritation. Ein Fan (englisch Abk. von fanatic = Fanatiker) ist ein begeisterter Anhänger einer Person, einer Gruppe von Personen oder einer Sache. Vor allem die Verehrung und Zelebrierung von Personenkulten um sogenannte Stars und Sternchen ist ein klassischer Fall persönlicher Selbstdegradierung. Die kürzlich durchgeführte Fussball-Europameisterschaft 2008 hat diese Form des zweifelhaften Altruismus als gutes Beispiel verdeutlicht. (Altruismus [von lateinisch: alter: der andere] ist die willentliche Verfolgung der Interessen oder des Wohls anderer oder des Gemeinwohls. Altruistisches Handeln wird allgemein auch mit selbstlosem Handeln gleichgesetzt. Die Auffassung der Selbstlosigkeit betont stattdessen die Zurückstellung eigener Anliegen bis hin zur Selbstaufopferung.)

An dieser Stelle ist eine kurze Selbstbeobachtung durchaus interessant. Wir werden täglich in der einen oder anderen Form von entwertendem Verhalten begleitet. Für viele Menschen ist es einfacher, prägender, naheliegender und kraftvoller, die eigene Herabwürdigung durch die Umwelt zu fühlen als sich der persönlichen Wertigkeit bewusst zu sein. In gewisser Weise sind wir selbst durch zahlreiche Situationen und Gegebenheiten von Entwertung und Degradierung betroffen. Andererseits verhalten wir uns gelegentlich gegenüber der Umwelt ebenfalls bewusst oder unbewusst erniedrigend oder geringschätzend. Dieses Verhalten zu kontrollieren, ist eines der hohen Lernziele einer bewussten Selbstkontrolle, von Behutsamkeit und Selbstbeherrschung. Es zeugt letztendlich von wahrlicher Charakterstärke oder den persönlichen Schwächen eines jeden Menschen.