Leserfragen

Heute wird allgemein aus verschiedenen Richtungen durch entwicklungspsychologische Theorien die Wichtigkeit von Spielen in der Entwicklung der Kinder unterstrichen. Spiele üben bei ihnen grosse Einflüsse auf die kognitive, soziale und emotionale Entwicklung aus. Sie erfahren und lernen ihre Umwelt und sich selbst anfänglich erst durch Spiele kennen, und es wird angenommen, dass von Kindern ihr Dasein anfänglich als ein Spiel betrachtet wird und dass sie ihr Leben auch erst durch das Spiel erfahren und verstehen lernen. Allerdings herrschen in der Pädagogik und in der Entwicklungspsychologie gewisse Unstimmigkeiten darüber vor, was gute Spiele eigentlich sind und welche Faktoren und Einflüsse diese auf die Entwicklung der Kinder bewirken. Dazu habe ich einige Fragen:
Wie wichtig sind Spiele in bezug auf die Erziehung, und was sind gute Spiele? Wie viel sollen Kinder spielen. und welche Art von Spielen sollen ihnen zur Verfügung gestellt werden? Was lernen Kinder durch Spiele in Bezug auf die bewusstseinsmässige und psychische Entwicklung, welche Faktoren definieren Spiele und wo hören Spiele auf?
Natan Brand, Schweiz

Antwort
Für Kinder sind Spiele von Grund auf wichtig, weil sie durch diese ihre Entwicklung fördern, und zwar in jeder Beziehung der Motorik, der Bewusstseinsförderung, der Gedanken- und Gefühlswelt, der Emotionen, der körperlichen Bewegung, des Intellekts resp. der Fähigkeit resp. des Vermögens unter Einsatz des Denkens Erkenntnisse und Einsichten zu gewinnen. Damit verbunden ist natürlich auch die Nutzung und Bildung der Ratio (resp. Verstand und Vernunft), denn diese wächst mit der ganzen Entwicklung mit. Also sind gute Spiele sehr bedeutsam für die Kinder und für deren gesamtes Lernen und die Entwicklung der Fähigkeiten und des Könnens in jeder Hinsicht. Gute Spiele im frühen und auch späteren Kindesalter stellen Lernfaktoren dar, die sich auch auf das allgemeine, alltägliche sowie auf das spezielle und in besonderen Situationen in Erscheinung tretende Verhalten auswirken und dieses gar bestimmen. Mit Spielen werden bei Kindern also bereits die Grundlagen der Fähigkeiten und der Verhaltensformen geprägt, die sich letztlich mit dem Älter- und Erwachsenwerden stetig weiter ausbauen und das Lebensverhalten prägen.
Gute Spiele fallen in den Bereich der selbsterzieherischen Massnahmen der Kinder, denn durch das Spielen lassen sich die Kinder eigens eine Erziehung angedeihen. Das ist eine Tatsache, die in der Regel von Erwachsenen überhaupt nicht wahrgenommen wird, und zwar vielfach auch von Erziehungspädagogen nicht, weil diese im Kind ein Kind, nicht jedoch den Menschen sehen, der sich schon in sehr jungen Jahren selbsterziehend in allen Beziehungen formt.