Glaube und Gott
Wie kam der religiöse Glauben zustande; warum glaubt eigentlich der Mensch an einen Gott, an mehrere Götter, an Götzen; an die Irrlehren von Religionen und Sekten, und warum löst sich dieser Wahnglaube in der heutigen Zeit der umfänglich wertvollen Erkenntnisse der Wissenschaft nicht auf?
Zur Zeit (2009) sind es rund siebeneinhalb Milliarden Menschen, die sich zu einer der sechs Weltreligionen oder zu einer aus diesen hervorgegangenen Sekte bekennen. In bezug auf Religionen und Sekten hat Gott viele Gesichter. Für Christen, Juden und Muslime ist er ein personaler und universeller Schöpfergott, der die Welt, den Himmel und das Universum aus einem Chaos erschaffen hat. Der Mensch gilt dabei als gotterschaffener Höhepunkt, wobei ihm am Ende der Zeit ein paradiesisches Miteinander von Mensch und Gott verheissen wird. Die Religionen Asiens hingegen kennen kein Antlitz eines Gottes resp. keine Person, sondern eher ein göttliches Prinzip, eine Weltseele, die allhörend, allsehend und allverstehend sein und das ganze Universum durchwirken soll; also eine Form, die in gewisser Weise mit der Existenz der Schöpfung verglichen werden kann. Das aber bedeutet nicht, dass durch diesen annähernden Vergleich die religiösen Lehren der asiatischen Religionen mit der Geisteslehre in Einklang zu bringen wären, weil nämlich auch diese Religionen fern der schöpfungsgegebenen Lehre der Wahrheit, Lehre des Geistes, Lehre des Lebens sind.
Die Christen beten zu Jesus, dem Heiligen Geist und zu Gottvater, die Muslime zu Allah, andere folgen den Geboten der Thora oder streben nach einem Ende ihrer Wiedergeburten. Viele pilgern nach Jerusalem und Bethlehem, andere zur Kaaba in Mekka oder zum Berg Kailasch in Tibet usw. Und alle, die einem Glauben verfallen sind, ersehnen sich himmlischen Frieden, und zwar ganz gleich, wie dieser auch zustande kommen möge – auch wenn es durch einen ‹heiligen Krieg› sei, durch Terror, blutiges Strafgericht, Folter, Mord, Rache, Vergeltung und Hass. Daran hat auch der Siegeszug der Wissenschaft und die Erkenntnis nichts geändert, dass alles jeder Existenz physikalisch erklärbar ist, und zwar auch alle jene Dinge, die fälschlich als ‹überirdisch› und ‹übersinnlich› bezeichnet werden. Trotzdem ist der Mensch wahngläubig in religiöse Irrlehren, an einen Gott, an mehrer Götter oder an Götzen usw., denn er will einfach eine höhere Macht über sich haben, die ihm alle Verantwortung abnimmt, was nicht leichter geht als dadurch, dass einem Wahnglauben an eine allesbestimmende und für alles verantwortliche Gottheit usw. angehangen wird. In diesem Wahnglauben wird auch alles als übersinnlich und überirdisch gewähnt, was infolge Unwissen nicht rational erklärt werden kann, während jene, welche diese Dinge erklären können, als Lügner, Betrüger und Scharlatane abgetan werden. So sucht der Mensch der Erde noch heute – weil er sich nicht von der effectiven schöpferischen Wahrheit belehren lassen, sondern wahngläubig sein will –, in einer Zeit grosser Aufgeklärtheit, noch immer den Sinn und die Orientierung in einer göttlichen Ordnung – wie zu Abrahams Zeiten.