Leserbrief

Das ist richtig, denn auch ich habe mich einmal solchen gewaltverherrlichenden Computerspielen hingegeben; hauptsächlich Spielen im Internet, mit verschiedenen Teilnehmern (eigener Surfer mit mir bekannten Teilnehmern, auch von meiner Dienststelle). ‹Call of Duty› war eines der Spiele, das Dinge des Zweiten Weltkriegs verherrlichte, und bei dem ich als Deutscher oder Alliierter Soldat das Spiel durchlaufen konnte. Ziel des Spiels war (wie alle Computerspiele der gewaltverherrlichenden Kategorien), den Gegner zu töten und ihn völlig zu zerstören.
Meine Teilnahme an diesem Spiel war nicht oft und sehr unregelmässig, doch hat das genügt, in mir eine negative, ja gar böse Veränderung hervorzurufen, die sich auf mein Wesen und Verhalten im Alltag auswirkte und mein Leben zur Problematik machte. Ständig wurde ich aggressiver und reizbarer, während ich mich immer mehr in negativem Sinne zu entwickeln begann. Das hatte letztlich zur Folge, dass ich mir selbst immer fremder wurde. Erst wurde mir das allerdings nicht bewusst, denn dieser Prozess ging schleichend vor sich und war von sehr trügerischen Illusionen begleitet. Das Schlimme dabei war also, dass sich meine negativen Gedanken und Gefühle sowie mein Handeln zur Gewalttätigkeit veränderten, ohne dass ich es zu realisieren vermochte. Und so, wie es bei mir geschehen ist, verändern sich die Gedanken und Gefühle sowie das Handeln jedes Menschen langsam aber sicher zum Negativen – genauso wie es sich auch bei mir vollzogen hat –; schleichend, leise, hinterhältig und gemein, und zwar je öfter, unüberlegter, kranker und verantwortungsloser gegen sich selbst er sich diesen Computerspielen hingibt. Er wird – so war es auch bei mir – von den Spielen gefangen, süchtig, gefühllos, gewissenlos, verantwortungslos und krank, folglich er letztlich die Realität nicht mehr von der Illusion unterscheiden und sich vom Spiel nicht mehr trennen kann. Dies hat äusserst katastrophale Auswirkungen auf das Verhalten und das Realitätsdenken.
Nun, was mich persönlich betrifft, so habe ich bezüglich der gewaltverherrlichenden und gewaltfördernden Computerspiele glücklicherweise noch frühzeitig die notwendige Erkenntnis gewonnen in bezug auf mein falsches Verhalten und meinen moralischen Niedergang, folglich ich dem Ganzen ein Ende setzte. Das ganze in mir stattfindende Übel der Verwandlung zum Negativen bemerkte ich erst nach geraumer Zeit, und zwar erst, als sich gewisse Nachteile und Schäden für mich abzuzeichnen begannen. Also stellte ich meine Aktivitäten bezüglich der gewaltvermittelnden Computerspiele ein, was mir jedoch wirklich nicht leichtgefallen war. Das Ganze war für mich also eine Erfahrung, die ich mit grosser Mühe und mit schmerzlichen Auswüchsen machen musste, doch vermochte ich nur dadurch auch wirklich nachzuvollziehen und daraus die Erkenntnis zu lernen, dass alles falsch war, was ich hinsichtlich der Gewaltspielerei getan hatte. Wie es aber mit allem Falschen und Fehlerhaften im Leben ist, musste ich auch den Fehler mit den Computerspielen abstellen, berichtigen und ihn auflösen, was jedoch nur dadurch möglich war, dass ich mein falsches Tun erkannte. Was mir allerdings bleibt, ist die Feststellung, dass sich Menschen in meinem Lebenskreis befinden (Mitspieler der genannten Computerspiele, die böse Gewalt in sich bergen), die sich weiterhin diesen Spielen widmen und sich dadurch auch immer mehr in diese verrennen, und damit auch in deren Folgen.