Die Überzeugung und das Überzeugen
Ganz im Sinne des zweifelhaften Slogans: «Millionen Menschen können sich nicht irren!» Selbst in wissenschaftlichen Kreisen werden mitunter unhaltbare Theorien gelehrt und die Studierenden durch die Dozenten und Professoren von den Ideen altherkömmlicher Universitäts-Gurus überzeugt. Das lässt sich auf allen möglichen Fachgebieten wie der Physik, Psychologie oder Pädagogik beobachten, in denen zweifelhafte Theorien gewisser Vordenker gelehrt und verfochten werden. So war es auch dem Autor dieses Artikels während seiner dreijährigen Ausbildung zum Sozialpädagogen oftmals nur möglich, mit guter Miene zum bösen Spiel den Anforderungen und Ansprüchen der Lehrpersonen und Dozenten zu genügen. Das war vor allem dann der Fall, wenn die Meinungen, Ansichten und offensichtlichen Irrtümer alter Pädagogik- und Psychologiegurus auswendig gelernt werden mussten und die Erarbeitung reinen Bücherwissens von den Lehrkräften geprüft wurde. Die fachliche Kompetenz und Qualifizierung der Studierenden wurde im Grunde genommen an ihrer Fähigkeit des Auswendiglernens und Überzeugenlassens durch fremde und nicht mehr nachvollziehbare Ideen, Theorien und Lehrmeinungen gemessen. Die Kritik alter Meister wird oft als Überheblichkeit und Grössenwahn der Schülerschaft gewertet. Die eigenen und persönlichen Überlegungen, Erfahrungen, Erkenntnisse und das Erleben derselben sind jedoch die grundlegende Basis einer persönlichen und evolutiv wertvollen Entwicklung. Wer sich von einer Sache lediglich überzeugen lässt, vernachlässigt die eigenen kognitiven und mentalen Fähigkeiten. Das ist eine Form der Selbstentwertung und Selbsterniedrigung. Die Menschen sollen und müssen sich aufgrund der Selbstverantwortung eigener Beobachtungen, Abwägungen, Erkenntnisse und Erfahrungen eine unbeeinflusste eigene Meinung, Lebenseinstellung, Gesinnung, persönliche Ansichten und Grundhaltung erwerben und bilden können. In einem Prozess zur Findung wichtiger Entscheidungen bietet das eigene Leben zahlreiche Möglichkeiten, Chancen und Gelegenheiten, um die Kausalitäten und Zusammenhänge für eine persönliche Beurteilung zu lernen und zu erkennen. Diese Art und Weise der persönlichen Meinungsbildung verbietet es jedoch nicht, sich aus eigenem Antrieb und in neutraler Form bei zuständigen Stellen die nötigen Informationen zu Sachlagen, Hintergründen oder wichtigen Fakten und Belehrungen zu beschaffen. Es ist evolutiv sinnvoll, sich beraten, belehren, unterweisen, bilden und anleiten usw. zu lassen, jedoch niemals durch Missionieren, Überreden, Nötigen, Bedrängen oder Überzeugen usw.
Zahlreiche Menschen unterliegen leider der Tendenz, ihr Leben mit Bequemlichkeiten, Trägheit, Desinteresse, Oberflächlichkeiten und Müssiggang usw. auszufüllen. Wie in den materiellen Bereichen und Belangen der Handlungen und Tätigkeiten der Menschen, spiegeln sich ihre Gleichgültigkeit und Bewegungslosigkeit oftmals auch in ihrem Denken wider. Das ist zwar ihr gutes Recht, wofür sie jedoch letztendlich einen hohen und selbst zu verantwortenden Preis zu bezahlen haben. Sie fühlen sich schnell überfordert, wähnen sich im Stress und behaupten, für dieses oder jenes keine Zeit zu haben.