Die Überzeugung und das Überzeugen

Sie arbeitet in der Regel mit den Induktionen irgendwelcher Drittparteien, wie nahestehende Verwandte, Freunde und Bekannte, fremde Mitmenschen, wirtschaftliche, politische oder gesellschaftliche Organisationen, kultreligiöse oder philosophische Gemeinschaften, ideologische Verbindungen sowie zahlreiche weitere Institutionen jeglicher Couleur und Interessensgebiete, die ihre Köder in die Menge werfen. Die Überzeugung beschreibt jedoch niemals die ureigene, selbst erarbeitete und persönliche Ansicht, Meinung, Gesinnung oder Lebenshaltung eines Menschen. Diese hehren Werte können in keiner Art und Weise mit der Überzeugung verglichen werden, die in der Regel einfach ungeprüft oder kritiklos übernommen wird.
Die Überzeugung wird im allgemeinen Sprachgebrauch sehr oberflächlich und unbedarft verwendet. Sie ist fälschlicherweise auch als Umschreibung für die persönliche Gesinnung zu finden. In der Regel wird jedoch nicht tiefgründig darüber nachgedacht, welche übergreifende Haltung und arglistige Handlungsweise der Begriff beschreibt. Eine angenommene fremde Meinung oder Betrachtungsweise entspricht noch lange nicht der Wahrheit, realen Fakten oder effektiven Tatsachen. Genausowenig, wie auch der Papst trotz kultreligiöser Überzeugung seiner bald zwei Milliarden Anhänger nicht der Vertreter der Schöpfung resp. des Universalbewusstseins ist.
Wie bereits erklärt, basiert in unserer Gesellschaft die sogenannte Meinungsbildung auf einer gezielten und organisierten Beeinflussung, Einflussnahme, Einwirkung, Unterwanderung und psychologisch geschulter Überredungskunst. Es wird am Stammtisch überzeugt, in den eigenen vier Wänden, am Arbeitsplatz sowie in Schulen und Universitäten. In unserer gegenwärtigen Zeit verfügen die Massenmedien über eine grosse Machtposition. Sie bestimmen und beeinflussen in hohem Masse, wie die Massen zu denken, zu fühlen und zu handeln haben. Die Beschäftigungszeit mit den Medien dauert gemäss Statistiken vielfach so lange wie die tägliche Arbeitszeit. Was die Masse tut und wie sie denkt, ist Trend und richtungsweisend. Die psychologischen Erkenntnisse aus diesem Potential werden gezielt für die Überzeugung und Meinungsbildung eingesetzt, sogenannte Meinungsmacher und Trendgestalter nach diesen Richtlinien geschult und ausgebildet. Durch ihre visuelle und verbale Überzeugungsmacht suggeriert und konstruiert die Werbeindustrie ebenso neue Konsumbedürfnisse, wie von ihr auch politische, ideologische, philosophische, wissenschaftliche oder wirtschaftliche Meinungen und Theorien ins Bewusstsein der Menschen transportiert und eingeschleust werden. Dies dient letztendlich einzig und allein der Kontrollierung, Beherrschung und einer gewissen Macht über die Menschen, selbst dann, wenn es sich nur um die Anpreisung eines kleinen und unscheinbaren Konsumproduktes handelt: «Lassen Sie sich überzeugen.» Das Überzeugen dient auch dem Zweck, eine grössere Anhängerschaft zu gewinnen und die Aufmerksamkeit für eine neue Betrachtungsweise zu erregen, dieser eine höhere Glaubwürdigkeit zu verleihen oder daraus einen profitablen Nutzen zu ziehen.