Ohne Arbeit oder sonstig wertvolle Tätigkeit vergammeln die Menschen

Für frühere Generationen war die tägliche Arbeit nutzvoll, die bis ins hohe Alter beibehalten und durchgeführt wurde. Der Müssiggang im Leben war ihnen fremd, denn ohne Arbeit gab es keine gesunde, wertvolle und fortschrittliche Existenz. Kam dann das hohe Alter, dann gab es ein kurzes Aufschnaufen auf der Ruhebank, mit etwas weniger Arbeit, ehe der Tod sein Zepter schwang. Heute jedoch wird das Aufschnaufen schon während der hochaktiven Lebensphase angestrebt, so dieser tätigkeitslose, teilzeitliche oder nachberufliche Zustand der Untätigkeit bereits einen Drittel oder Viertel, manchmal sogar die Hälfte der Lebensspanne umfasst. An und für sich so denken viele müsste der Mensch in dieser Weise eigentlich froh und glücklich sein, doch das ist nicht der Fall und kann auch nicht der Fall sein, denn das Nichtstun bringt Leiden und Schäden mancherlei Art. Zwar ist heute zumindest in den industrialisierten Ländern ein Grossteil der Altersrentner finanziell gut gestellt, wie auch viele andere, die noch im Vorrentenalter stehen und gesundheitlich keine oder nur geringe Beschwerden zu nennen haben; doch plötzlich ist die Identitätskrise da, weil sie durch selbsterzeugte Untätigkeit geschlagen sind und nichts oder nichts mehr an Vernünftigem im Leben leisten. Die Untätigkeit reisst plötzlich an den Nerven, an der Einstellung und am Verhalten, und statt der grossen tätigkeitslosen Freiheit drohen nunmehr verzweifelte Leere sowie Gedanken und Gefühle der Nutzlosigkeit. So fallen alle jene in Griesgrämigkeit und in eine Identitätskrise, welche den Plan haben und wähnen, dass sie im Leben oder im Rentenalter ausruhen und dabei froh und glücklich sein könnten.
Mit der Untätigkeit, sei es Frau oder Mann, jung oder alt, verliert der Mensch die Kontrolle über sich selbst, und zwar darum, weil er mit seinem Dasein der Untätigkeit überfordert und beziehungsarm wird. Zwischenmenschliche Beziehungen bröckeln und verschwinden letztendlich, um einer Gleichgültigkeit und Kälte gegenüber der Umwelt und den Mitmenschen Platz zu machen. Mit dem Nichtstun während des Lebens im oder vor dem Rentenalter wird der ganze Status des Lebens verloren, wie aber auch der strukturierte Tagesablauf, was letztlich damit endet, dass auch das soziale Beziehungsnetz zusammenbricht, der Mensch in sich selbst verlorengeht, sich nutzlos und wertlos erscheint und seinem Leben mit Gewalt ein Ende bereitet. Der Zusammenhang besteht dabei darin, dass Gedanken und Gefühle die Psyche und das Bewusstsein in der Weise belasten und in Aufruhr bringen, dass der Mensch nicht mehr gebraucht werde, folglich er sich überflüssig, allein und in Hinsicht tätigkeitsmässiger Verrichtungen hilflos und nutzlos fühlt. Viele Menschen dieser Art, ob Frau, Mann, jung oder alt, vermögen nicht einmal sich selbst in angemessener und menschenwürdiger Weise zu versorgen oder auch nur selbst eine Mahlzeit herzurichten oder die eigene Wäsche zu besorgen, geschweige denn, dass sie mit ihrer freien Zeit etwas Nutzvolles und Vernünftiges anzufangen wissen.