Durchhalten lohnt sich

Sterbehilfeorganisationen sind in aller Munde und Sterbetourismus ist, wenn auch momentan im Kreuzfeuer der Kritik, ein lukratives Geschäft.
Diese Menschen, die unter ‹professioneller Assistenz› Giftcocktails konsumieren, um aus dem Leben zu scheiden, weil sie psychisch oder physisch krank sind, was mögen sie für Beweggründe haben, diesen Schritt zu wählen? Ist es die Angst vor einem qualvollen Tod? Ist es die Angst vor dem Ungewissen, weil sie sich ein Leben lang in eine Schweinwelt flüchteten, die angelegt wurde in der Kindheit und bestärkt wurde durch Religion und Konvention? Oder ist es, weil sie sich nie die Mühe machten, alles zu hinterfragen, um hinter ihre eigene Identität und hinter die Wahrheit allen Seins und SEINS zu kommen? Sind es zermürbende Schmerzen oder die Angst davor, diesen nicht gewachsen zu sein, wenn sie eintreten? Ist es die Angst, nicht mehr Herr über sich selbst zu sein, die Eigenbestimmung abgeben zu müssen, der Willkür der Umgebung ausgeliefert zu sein? Ist es die Angst, dem kranken Gesundheitswesen finanziell zur grossen Last zu werden, weil man auf Schritt und Tritt daran erinnert wird, Kosten zu sparen, oder ist es die Angst, selbst die finanziellen Aufwendungen nicht mehr tragen zu können? Ist es die bereits erlebte oder die befürchtete Ungeduld, die Gereiztheit, die Überdrüssigkeit derer, die sie pflegen müssen. Spüren sie, dass diese verbal oder nonverbal darauf drängen, eine ‹Endlösung› herbeizuführen unter dem Vorwand, nicht mehr mitansehen zu können, wie der Patient leidet? Oder sind es gar die nächsten Verwandten, die Kinder, die das Erbe schwinden sehen, wenn der kranke Vater oder die kranke Mutter zu lange im Pflegeheim ist?
Alles ist möglich; und dass es möglich ist, sein Leben mit staatlich sanktionierter Beihilfe nach Wunsch zu beenden, verdanken wir den leider sehr liberalen diesbezüglichen Gesetzen in der Schweiz, die den schöpferischen Gesetzen und Geboten konträr zuwiderlaufen.
Die grauenvolle Angst vor dem Tod selbst, die darin gründet, dass sich der Mensch Zeit seines Lebens nicht mit diesem auseinandersetzt, sondern ihn in den hintersten Winkel seines Bewusstseins verbannt, ist sicher ein Argument. Wann immer ein Gedanke an die Vergänglichkeit auftaucht und versucht durchzudringen, wird er abgewürgt und zugedröhnt mit allen weltlichen und materiellen Aktivitäten, die dem Menschen zu Gebote stehen. Wie oben schon erwähnt, hat ein solcher Mensch nie den Versuch unternommen, sich ehrlich und ernsthaft damit auseinanderzusetzen, wer er ist, woher er kommt, wohin er geht, was der Sinn seines Lebens ist.