Preis sei der Schöpfung, die da ist Gnade (OM, Kanon 4, Vers 12)

Entgegen dem irdisch-menschlichen Verständnis findet der Begriff in schöpferischer Form jedoch eine etwas andere und erweiterte Bedeutung. Im Buch OM, Kanon 61, wird im Vers 63 auf einen wesentlichen Unterschied hingewiesen: «Jeder menschlichen Gnade kommt die Schöpfung mit wahrlicher Liebe immer zuvor.»
Im Gegensatz zu den Menschen kennt die Schöpfung weder Sünde, Sühne, Strafe noch eine Bestrafung oder Rache gegenüber ihren Kreationen. Sie ist lebenspendende Kraftgeberin und weder richtend, verurteilend noch verbannend gegenüber jeglichem Leben. Selbst ausgeartete oder widernatürliche Kreationen und Lebensformen werden von ihrer neutralen Lebens- und Bewusstseinskraft ‹beseelt› und belebt.

Das oberste Prinzip der Schöpfung liegt im evolutiven Streben und der Erhaltung einer kreierenden Ordnung. Es liegt nicht in ihrem schöpferischen Sinn, die Makel oder Gesetzesbrüche des Menschen dieser oder fremder Welten zu ahnden oder zu richten. Sie fordert keine Rechenschaft über das Tun und Handeln ihrer Kreationen, sondern reagiert mit logischen, naturgesetzlichen Konsequenzen und Reaktionen auf die Missachtung ihrer schöpferisch-natürlichen Prinzipien, Gesetze und Gebote. Diese schöpferische Logik und Reaktion ist jedoch in keiner Art und Weise mit dem menschlichen Verständnis einer Strafe oder Bestrafung zu vergleichen. OM, Kanon 35, Vers 9: «In der Schöpfung haben die Menschen die Erlösung, die Behebung der Fehler, nach dem Reichtum ihrer Liebe.»
Im Gegensatz zum menschlichen Verhalten verzweifelt oder verzagt die Schöpfung nicht an den Handlungen ihrer Kreationen, sondern ist sich deren evolutionsbedingter Fehlbarkeit bewusst. Sie verfügt über die notwendige Geduld und schöpferische Gnade, die psychische und bewusstseinsmässige Entwicklung ihrer menschlichen Kreationen zu begleiten, zu fördern und zu unterstützen. Dadurch erlässt, exkulpiert resp. befreit die Schöpfung ihre Kreationen von jeglichen Fehlern, Entgleisungen, Fehltritten und Verstössen gemäss der schöpferisch-evolutiven Ordnung. In dieser Form ermöglicht und gewährt die Schöpfung den OMEDAM, den Menschen des gesamten Weltenraums, ein freies, zwangloses, uneingeschränktes und bewusstes Lernen, Suchen, Forschen und Erkennen, um ihrer eigentlichen Bestimmung, Aufgabe und Evolution gerecht zu werden. OM, Kanon 53, Vers 403: «Nicht aus Gnade erlangt der Mensch das Leben, sondern durch Wahrheit, Wissen und Liebe.»
Die Schöpfung bzw. das schöpferische Bewusstsein ist eine neutrale Kraft. Daher verkörpert diese als ständiger Erlass, Entschuldigung und Vergebung das Prinzip der Gnade selbst. In ihrer schöpferischen Nachsicht, Begnadigung und Neutralität werden von der Schöpfung selbst naturgegebene Naturwidrigkeiten und Störungen aller Art akzeptiert und im Rahmen ihrer schöpferischen Prinzipien, Gesetze und Gebote vorurteilslos behandelt. Dennoch trägt der Mensch die volle Selbstverantwortung für das eigene Leben, die persönliche Entwicklung, das Lernen, Suchen und Forschen sowie für die Bestimmung des eigenen Schicksals. Die schöpferische Gnade ist dem Menschen jedoch kein Freibrief für Zerstörungen, Ausartungen oder für die mutwillige Missachtung der schöpferischen Gesetze und Gebote.