Alte Wunden, Einmischung und üble Fama resp. Gerüchte

Das ‹OM› lehrt im Kanon 28, Vers 63: ‹Sei weise in Zucht und Wahrheit und also freue dich am Dahingegangenen, denn wahrlich: Der Weise lernt aus dem Vergangenen und nur Narren weinen über das Verflossene.›
Gesunde Trauer und eine bewusste Erinnerungen an die Vergangenheit sowie die Betrachtung historischer Geschehen und Zusammenhänge sind durchaus verständlich und auch notwendig. Der Mensch hat aus seiner Vergangenheit zu lernen, jedoch ohne sich von ihr einnehmen, versklaven oder gar beherrschen zu lassen. Der unlogische Wunsch, Geschehenes zu verändern oder zu betrauern, kostet unnötige Energie und Kraft. Gleichsam die Wasser eines mächtigen Stromes nicht mit einem Eimer in einen neuen Lauf gezwungen werden können, kann der Mensch auch seine Vergangenheit nicht in neue Bahnen lenken, denn das kann er nur dadurch, indem er sich der Wirklichkeit der Gegenwart und dem Kommenden der Zukunft zuwendet, um daraus das Beste und Wertvolle zu machen.
Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass der Mensch im Laufe seines Lebens von zahlreichen Begebenheiten, Einflüssen, Einmischungen und Störungen beeinflusst wird, die ihn unter Umständen zeitlebens begleiten. Die zahlreichen schmerzlichen Auswirkungen werden jedoch nicht dadurch geheilt oder behoben, indem sich der Mensch stets die Vergangenheit gegenwärtig hält oder sich unaufhörlich der negativen Einflüsse und Geschehen des Vergangenen besinnt. Vielmehr müssen die Betroffenen durch eine fachkundige Begleitung und mit der Unterstützung gegenwartsbezogener Therapien zu neuem Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein, zur Eigenverantwortung und Auflösung psychischer und bewusstseinsmässiger Beeinträchtigungen geführt werden, was nur dadurch gegeben sein kann, indem sich der Mensch nicht ständig mit der Vergangenheit auseinandersetzt, sondern im Rahmen der Vernunft und des Verstandes mit der effectiven Wahrheit der Gegenwart und mit der kommenden Zukunft.
Die Geschehnisse der Vergangenheit müssen so akzeptiert und betrachtet werden, wie sie sich in Tat und Wahrheit zugetragen haben. Daher übe sich der Mensch bei der Reminiszenz resp. Rückerinnerung an die eigene Vergangenheit in einer neutral-positiven Betrachtungsweise, und zwar genau so, als würde er eine vergilbte Photographie betrachten. Selbst durch starke Wünsche, Reuegefühle oder durch ein Bedauern kann das einmal Geschehene nicht mehr verändert oder rückgängig gemacht werden. Daher ist es sinnvoll und evolutiv wertvoll, aus den Erlebnissen und Erfahrungen der eigenen Vergangenheit zu lernen, um daraus wichtige Erkenntnisse und Einsichten für die Gestaltung der Gegenwart und Zukunft zu erlangen. Wut und Aggression auf irgendwelche Menschen, Situationen oder Geschehen der Vergangenheit sind unlogisch und paradox. Sie bringen weder einen evolutiven Nutzen noch massgebende Veränderungen, sondern sie belasten und schädigen lediglich die gedanklich-gefühlsmässige und bewusstseinsmässige sowie psychische Verfassung. Das exzexssive Trauern, Beklagen und Beweinen der Vergangenheit oder deren Geschehen hemmt ebenfalls ein bewusstes Lernen und Vorwärtskommen.