Alte Wunden, Einmischung und üble Fama resp. Gerüchte

Dieser Umstand ist für die menschliche Psyche nicht unproblematisch. In der zeitgenössischen Psychotherapie haben vor allem die Methoden der Vergangenheitsbewältigung und analytischen Selbsterfahrung sowie Selbstfindung Hochkonjunktur. Als Beispiel kann das systemische Familienstellen genannt werden, mit dessen Hilfe angeblich familiäre Verstrickungen, fremde Einmischungen und Störungen aus der persönlichen Vergangenheit oder Herkunft erkannt und gelöst werden sollen. Eine Beweisführung zur wahrlichen Klärung diesbezüglicher Fragen und eines wirklichen Nutzens sei jedoch dahingestellt.
Die Vergangenheitsbetrachtung ist für viele Menschen zu einem wesentlichen Faktor der Alltagsbewältigung und Selbstfindung geworden. Ereignisse und Erlebnisse aus der Kindheit und Jugend werden als nachhaltige und traumatische Einflüsse auf die Gegenwart gewertet. In Unkenntnis der wahrlichen Zusammenhänge werden vor allem in der Esoterik sogenannte Reinkarnationstherapien angeboten, und durch vermeintliche Rückführungen sollen angeblich negative Einflüsse vergangener Leben kuriert werden. Und ähnlich verhält sich die Psychotherapie, wobei in der Regel mit solchen Rückführungen in die Vergangenheit mehr Schaden als Nutzen zustande kommt. Der Mensch schliesst gerne die Augen vor der Gegenwart und damit vor der effectiven Wahrheit, um sich blenden zu lassen durch Geschehen, Situationen und Vorkommnisse der Vergangenheit, weil diese nicht bewältigt wurden und ständig gedanklich und erinnerungsmässig in die Gegenwart gezogen und damit nicht vergessen und nicht in der Vergangenheit gelassen wird. ‹Klug ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist›, lautet eine alte wahrliche und sinnvolle Weisheit. Sie basiert in keiner Art und Weise auf einer Verdrängung oder Ausblendung der Vergangenheit, sondern darauf, dass sie aus einer gesunden Distanz – aus der Gegenwart – und mit der nötigen neutral-positiven Haltung nur als ferne Erinnerung betrachtet wird – wenn überhaupt. Der springende Punkt ist nämlich der, dass das Alte gelassen wird und sich der Mensch dem Gegenwärtigen, Zukünftigen und Neuen zuwendet, denn allein dadurch entsteht ein Fortschritt und ein Sich-Lösen von der Vergangenheit. Alte Wunden sollen nämlich nicht wieder aufgerissen werden, wenn die psychische und bewusstseinsmässige Gesundheit erhalten oder erlangt werden will, wie Billy lehrt. Das ist eine sehr wertvolle und wichtige Lebenserfahrung. Die Vergangenheit erfüllt als reine Historie durchaus eine wichtige Aufgabe, denn sie bildet unbestritten einen Teil des evolutiven Lebensweges zur psychischen und bewusstseinsmässigen Entwicklung eines Menschen, und damit zum Wissen und dessen Erfahrung und wiederum deren Erleben. So hat die alte buddhistische Weisheit ‹Der Weg ist das Ziel› durchaus ihre Berechtigung.
Wie Billy lehrt, ist es niemals möglich, die Vergangenheit im Nachhinein zu verändern. Was einmal geschehen ist, bleibt so bestehen für alle Ewigkeit. Der Wunsch, Ereignisse oder Begebenheiten ungeschehen zu machen, basiert daher auf einem unlogischen und sinnlosen Gedankengang, und zwar ganz egal, ob esoterisch oder psychotherapeutisch. Alle Erkenntnisse, Einsichten, alles Wissen und alle Weisheit werden im ‹Hier und Jetzt› der ‹relativen› Gegenwart erlernt und gewonnen. Daran können weder Zeitreisen noch anderweitige Manipulationsversuche etwas ändern.