Ein sehr bemerkenswerter Brief

Sehr geehrter Herr Meier
20. Mai 2007

Zuerst einmal möchte ich der FIGU ein Kompliment aussprechen; die neue Homepage ist super und übersichtlich dargestellt. Dass ich in diesem Brief keine Handschrift anwende, hat damit zu tun, dass er besser – einfacher – zu lesen ist und ich allfällige Schreibfehler besser beheben kann. Im Oktober 2006 fand ich, wieder einmal forschend und suchend unterwegs, auf Ihre Homepage. Ihre Texte wirkten wie scharfer Pfeffer auf der Zunge und sie wühlten auf, jedoch nicht im negativen Sinne.

Dann war da noch ein Empfinden und Sehen, als hätte mir jemand das Licht ausgeschaltet, worüber ich kurz und heftig erschrak (zugleich auch fasziniert davon war). Dies hielt dann einige Stunden an, und vor allem war die erste Nacht irgendwie sehr schwarz. Kurz darauf legte sich all dies wieder, und danach war ich gescheiter. Insgesamt verbrachte ich viele Jahre in religiösen Kreisen, 25 Jahre als Katholikin und die letzten 19 Jahre in einer Freikirche (Sekte). Glücklich oder wirklich frei und zufrieden war ich jedoch nicht, im Gegenteil. Ich schimpfte immer mehr im stillen, weil dies und das einfach nicht aufging und Fragen unbeantwortet blieben, und ständig drehte man sich im Kreise, um etwas Bestimmtes als neu zu verkaufen, dem jedoch weder Entwicklung noch wahrer Fortschritt folgte.
Träume und Eindrücke bedrängten mich, in denen ich mich bis über Hals und Kopf im tiefsten Dreck befand. Ich fühlte mich wirklich beschmutzt und schwer, all die Jahre hindurch, ganz zu schweigen davon, dass ich plötzlich, vor ca. vier Jahren, mit heftigsten Bildern einer Art Prostitution (derlei ich nicht betreibe) und Kämpfe mit imaginärer Person (Gott) belästigt wurde, durch die Anbeterei ausgelöst. «Jetz bisch ächt durè», machte sich mein Innerstes bemerkbar.
Wie, verflucht und eins, werde ich diesen Schmutz und Schund wieder los? Biblische Geschichten und deren Erläuterungen, die dann abrupt endeten, indem plötzlich eine Figur verschwand oder auftauchte und deren Zusammenhänge irgendwie fehlten, wirkten fragwürdiger denn je auf mich und ärgerten mich nur noch mehr. Das Ganze ging dann soweit, dass ich anhand natürlicher Beobachtungen anderer Sektenmitglieder und über ihr Verhalten noch skeptischer wurde und ihnen deren bekennenden Glauben nicht mehr abnahm. Ich stellte überhaupt den ganzen Glauben auch in mir in Frage.