Leserzuschrift

Hallo

Ich habe mal wieder einen interessanten Artikel (aus ‹Financial Times Deutschland› Online) über die ansteckenden Zustände aus Übersee entdeckt, den ich Euch zur Meinungsbildung zur Verfügung stellen möchte.

Catalin Morarescu, Deutschland

Folgender Artikel ‹Ein Staat, der foltert›, erschienen in der ‹Financial Times Deutschland› am 23.2.06, wird im FIGU-Bulletin veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung von Sekretariat Geschäftsführung, Frau Katrin Wengemuth, FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND, Stubbenhuk 3, D-20459 Hamburg, Fon +49/40/ 31990202, Fax +49/40/31990212, mailto: wengemuth [dot] katrin [at] ftd [dot] de, http://www.ftd.de

Ein Staat, der foltert

von Thomas Klau

Mit dem Quälen ihrer Gefangenen zerstören die USA das sittliche Fundament ihrer Demokratie.

Kennen Sie Alberto J. Mora? Wahrscheinlich nicht. Alberto Mora ist der fürs internationale Geschäft zuständige Justiziar des Wal-Mart-Konzerns. Er war bis vor kurzem Chefjustiziar der amerikanischen Marine im Rang eines Vier-Sterne-Generals. Er ist kein Linker. Und er ist so etwas wie ein amerikanischer Held.

Lange vor Bekanntwerden der Bilder aus Abu Ghraib hat der konservative Jurist Mora im Pentagon und im Weissen Haus dafür gekämpft, dass die USA ihre Gefangenen im Krieg gegen den Terror normal und human behandeln - das heisst weder foltern noch grausam misshandeln. Und Mora hat jetzt den Mut besessen, der Zeitschrift ‹New Yorker› zu sagen, dass er wenig erfolgreich war und dass die USA in ihrem panischen Anti-Terror-Krieg zu einer Macht wurden, die elementare, in Jahrhunderten gewachsene Standards des Umgangs mit Gefangenen missachtet und zerstört.

Ethisch tief gesunken

Die USA sind ein Staat geworden, der foltert. Sie sind damit ethisch so tief gesunken wie nie zuvor in ihrer grossen, oft glorreichen Geschichte. Denn die gezielte Anwendung physischer Qual ist erstmals in der Historie der Vereinigten Staaten nicht das Ergebnis der sadistischen Lust vereinzelter Soldaten oder die Folge einer geduldeten Skrupellosigkeit der Befehlshaber vor Ort. Gestützt auf einen Kreis furchtbarer Juristen hat, wie der ‹New Yorker› in dieser Woche akribisch darlegt, das engste Umfeld von Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und Vizepräsident Dick Cheney alles versucht, um Uniformträgern und Zivilbeamten strafloses Foltern zu ermöglichen und regierungsinterne Widerständler, Öffentlichkeit und Kongress dabei hinters Licht zu führen.