Tamiflu - ein wertloses Medikament

von F. William Engdahl

Aus ‹Zeit-Fragen› Nr. 43 vom 31.10.2005, 13. Jg., S. 3-4 (Zeitung; ISSN 1022-2448; Postfach, CH-8044 Zürich, Fax ++41 44 350 65 51)

Entgegen jeder wissenschaftlichen Weisheit und üblichen wissenschaftlichen Vorgehensweise wird die Weltbevölkerung von unverantwortlichen Gesundheitsbeamten der WHO bis hin zum amerikanischen Center for Disease Control damit aufgeschreckt, dass von einem bösartigen Virenstamm unmittelbare Gefahr drohe, der von in Vietnam und anderen asiatischen Zentren infizierten Vögeln auf den Menschen übertragen werde und die ganze menschliche Spezies mit einer Pandemie überziehen könne.

Das einzige Medikament - so wird uns gesagt -, das die Symptome der allgemeinen oder saisonbedingten Grippe abschwächen kann und das ‹vielleicht› auch die Symptome der Vogelgrippe zurückdrängen kann, sei eine Droge mit Namen ‹Tamiflu›. Heute besitzt die riesige Schweizer Firma Roche als einzige die Lizenz für die Herstellung von ‹Tamiflu›. Laut den panikmachenden Medien sind die Auftragsbücher von Roche heute übervoll mit Bestellungen.

Was nicht so bekannt ist, ist die Tatsache, dass ‹Tamiflu› von einer kalifornischen Firma namens Gilead Sciences Inc. entwickelt und patentiert wurde, einer im NASDAQ (Gild) aufgeführten Aktiengesellschaft, die es vorzieht, beim gegenwärtigen Run auf ‹Tamiflu› im Hintergrund zu bleiben. Der Grund dafür ist vielleicht die Person, die mit Gilead in Verbindung steht. 1997, bevor er US-Verteidigungsminister wurde, war Donald H. Rumsfeld Vorsitzender des Leitungsgremiums von Gilead Sciences und blieb es bis Anfang 2001, als er Verteidigungsminister wurde. Rumsfeld hat seit 1988 diesem Gremium angehört, wie aus einer Pressemitteilung der Firma am 3. Januar 1997 zu erfahren war. Laut einem Bericht, der bis jetzt noch nicht bestätigt ist, hat Rumsfeld, als er schon Verteidigungsminister war, zusätzliche Aktien seiner früheren Firma Gilead Sciences im Wert von 18 Millionen Dollar gekauft, womit er einer der grössten, wenn nicht der grösste Aktienbesitzer der Firma ist. Er ist dabei, ein Vermögen an Lizenzgebühren einzufahren, während eine in Panik versetzte Weltbevölkerung sich abmüht, ein Medikament zu ergattern, das überhaupt keinen Wert hat, Auswirkungen einer angeblichen Vogelgrippe zu heilen. Dieser modellhafte Vorgang erinnert an die schamlose Korruption im früheren Halliburton-Konzern, dessen früherer CEO Vizepräsident Dick Cheney war. Cheneys Firma hat bis heute Aufträge für den Wiederaufbau im Irak und anderswo in Milliardenhöhe erhalten. Ist es wirklich Zufall, dass Cheneys politischer Busenfreund, Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, Nutzniesser der Vogelgrippe ist? Das ist ein weiteres Beispiel, was jemand das Prinzip der modernen besonders korrupten Interessenpolitik der Bush-Regierung genannt hat: «Konzentriere dich auf die Gewinne, verteile die Kosten.» Präsident Bush hat die US-Regierung angewiesen, ‹Tamiflu› im Wert von 2 Milliarden Dollar zu kaufen.