Reflexionen über die Verantwortungsübernahme

Und so kommt es vor, dass die Menschen und Bürger durch diesen Mangel an Eigenverantwortung und durch das damit zusammenhängende Delegieren derselben auf Drittpersonen zu entscheidungsunfähigen, passiven und unterwürfigen Subjekten, also zu Untertanen degradiert werden, die alles über sich ergehen lassen und hinnehmen müssen. Das ist einer der Gründe, warum so viele heutige planetare Übel wie Krieg, Hunger, Terrorismus, Fanatismus, Umweltverschmutzung und vor allem die Überbevölkerung weiter grassieren und nicht beseitigt werden können, weil jeder erwartet oder zumindest zu viele erwarten, dass andere und insbesondere die Obenstehenden (‹die da oben›) anfangen zu handeln und das Ganze anpacken - was sie natürlich nicht tun -, anstatt ihren eigenen angemessenen Beitrag ihres Könnens, Wissens und ihrer Möglichkeiten zur Lösung der anfälligen Probleme zu leisten. Diesbezüglich sagt ein italienisches Sprichwort: «Wer Ursache eines Übels ist, soll sich selbst beweinen.» Allem zum Trotz ist und bleibt der Mensch, wenn er es wirklich will und sich darum bemüht, doch immer ‹seines Schicksals Schmied›. Im weiteren ist auch zu sagen, dass die Religionen im Lauf der Jahrhunderte und Jahrtausende dieses Abwälzen der Eigenverantwortung auf andere, insbesondere auf vermeintlich höhere Mächte, imaginäre Götter und Heilige sowie auf Pfaffen, Kirchenbonzen und Päpste usw. unter der Bevölkerung der Erde massgebend und mächtig gefördert haben, und zwar so, dass es sich durch ihre massive Auswirkung und Einflussnahme im Bewusstsein und Unterbewusstsein der Menschen tief eingeprägt hat. Dass dem so ist, kann man sehr gut an den geläufigen Interpretationen sowie Erklärungs- und Rechtfertigungsversuchen mancher Leute, wie Theologen, Besserwisser, Prominente und andere, gegenüber Naturkatastrophen wie Tsunamis, Erdbeben und dergleichen sehen und erkennen. Anstatt die gewaltigen Naturkräfte als solche zu betrachten und dann auch die eventuelle menschliche Verantwortung für vorbeugende Schutzmassnahmen bei gewaltigen Naturphänomenen wie z.B. Reduzierung der Übervölkerung, Eindämmung und Verbot des gefährlichen Überbaus von Küsten und von erdbebenbedrohten Gebieten sowie des umweltzerstörenden Massentourismus in Betracht zu ziehen und anzuerkennen, reden sie allzu gern von Strafe Gottes wegen der menschlichen Sünden und von geheimnisvollen Plänen der göttlichen Vorsehung zur Bekehrung der verlorenen Schafe.

Wenn man den Zusammenhang zwischen Entstehung und Verbreitung der Religionen und Sekten auf der Erde und den zunehmenden Mangel an Eigenverantwortung bzw. die zunehmende Abschwächung des Verantwortungsgefühls genau betrachtet, dann stellt man fest, dass der Mensch durch den langwierigen Einfluss der Religionen die Kontrolle und die Bestimmungskraft über das eigene Schicksal progressiv verloren hat und weiterhin verliert, wenn er sich nicht bewusst dagegen wehrt und all dem nicht entgegenwirkt, indem er seine Vernunft und seinen Verstand übt und die eigene Verantwortung wieder wahrnimmt.