Missachtete Gleichwertigkeit der Frauen...

Bricht sie die Ehe, droht ihr die Todesstrafe durch Steinigung. Für die Männer existiert dieser Strafbestand überhaupt nicht. In bezug auf die Frauenrechte wird die islamische Revolution von der ehemaligen iranischen Juristin und Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi zu Recht als grosser Rückschritt bezeichnet.

In Tat und Wahrheit handelt es sich bei der Missachtung von Frauenrechten nicht um ein regionales oder religionen-spezifisches Problem, sondern um ein jahrtausendealtes soziales Grundübel unseres gesamten Planeten. Es existiert keine einzige Kultreligion oder sogenannte Hochkultur und Zivilisation auf unserer Welt, in der die Frauen nicht in irgendeiner Art und Weise für ihre Rechte zu kämpfen hätten. Frauen gelten in vielen Kulturen seit Jahrtausenden als Menschen zweiter Klasse und dem Manne untergeordnet. Sie werden als minderwertig betrachtet, es wird und wurde ihnen der Zugang zu bestimmten Kultreligionen oder Geisteswissenschaften verwehrt oder die Möglichkeit einer Ausbildung vorenthalten oder verboten. Allein die Tatsache, dass in den Belangen um die Gleichwertigkeit der Frauen das Wort Kampf zum Ausdruck gebracht werden muss und Begriffe wie Frauenrechtlerin‚ Emanzipationskampf‚ Feministin oder Suffragette in Anwendung kommen müssen, zeugt von einem grossen Missstand in der Gesellschaft unseres Planeten. In vielen Ländern wird den Frauen noch immer der Zugang zu Schulen und zu einer Ausbildung verwehrt. Mädchenschulen werden niedergebrannt oder die lernwilligen Frauen und Mädchen sowie deren Lehrerinnen durch Schläge und Einschüchterung von der Schule vertrieben. Die Ermordung von Frauen wird mit dem Deckmantel der Entehrung ihrer Männer oder Familien legalisiert. Auch wenn in diesem Zusammenhang islamische Länder an erster Stelle genannt werden, Indien für die Verbrennung von Frauen bekannt ist oder in China weibliche Nachkommen ertränkt werden, darf dies nicht über die fehlkultivierten Missstände westlicher Länder hinwegtäuschen, wo die Frauen ebenfalls noch immer zu Hunger- und Mindestlöhnen grosse Arbeit leisten müssen.

Seit einiger Zeit erregt das Buch einer anonymen Palästineserin, genannt Souad, grosses Aufsehen. Mitte der Siebzigerjahre wurde sie von ihrem Schwager in ihrem Heimatdorf im Westjordanland im Haus ihrer Eltern mit Petroleum übergossen und angezündet - im Einverständnis und Auftrag der Familie. Der Grund: Die damals 17jährige Souad hatte nach dort herrschenden Moralvorstellungen die Ehre der Familie befleckt: Sie wurde schwanger, ohne verheiratet zu sein (Tages-Anzeiger 23.04.2004).