Die Kirchen und der Ruhm der Schwachheit

Viele haben den Blick dafür verloren, dass nur mit echter Arbeit und Leistung ein persönlicher Fortschritt erzielt werden kann. Wenn die einzelnen Frauen und Männer vorankommen, steigt das Selbstwertgefühl, Familien und Staat finden zu einer freiheitlichen Ordnung. Doch treiben unsere Staaten ohne Widerstand in die Katastrophe, und nur einige wenige werden gewahr, was mit ihnen geschieht. Sobald sie es entsetzt sehen, gleichen sie oft Menschen in einem brennenden Haus, die den Feuerlöscher mit einem Benzinkanister verwechseln. Sie haben sich nicht rechtzeitig auf einen Notfall vorbereitet und erwischen das falsche Rettungsgerät. Andere suchen nicht einmal einen Wasserkessel, sondern fallen in die Resignation: Man könne nichts machen. Ältere Leute hört man oft sagen: Zum Glück bin ich nicht mehr lange da. Demgegenüber trifft man bei Jugendlichen oft die ebenso kurzsichtige Haltung an, dass immer jemand für sie sorgen werde, wie sie es als Kinder erlebt haben.

Eine dritte Gruppe sucht immer noch in den Kirchen Halt, und wenige sind sich bewusst, dass diese von der linken Philosophie des Geldbezugs ohne Leistung durchtränkt sind und schon deshalb als die besten Gehilfen der Entmündigung wirken. Aber die kirchlichen Lehren infizieren nicht nur die linke Politik. Auch die bürgerlichen und vaterländisch orientierten Parteien lassen sich die Stosskraft durch die kirchlichen Grundthesen brechen. In einem solchen Parteiorgan war in der Pfingstnummer 2004, in der das Wort eines Pfarrers nicht fehlen durfte, zu lesen: «Nun ist aber Pfingsten geworden - und seither heisst es, wir hätten die ‹Erstlingsgabe des Geistes› empfangen (Römer 8, 23) - und das wiederum bedeute, ‹durch seinen Geist mit Kraft gestärkt zu werden› (Epheser 3, 19)». Darauf folgt eine Warnung davor, sich nun ja nicht etwa sogar ein bisschen stärker zu fühlen, denn eine solche Forderung käme einem ‹wahren psychischen Terror› gleich, da wir ja alle schwach seien und es bleiben sollen.

Da wird uns also sogar von dieser an sich vernünftigen Seite her die Botschaft entgegengeschleudert: Bleib lieber schwach und abhängig, lass dich von Gott oder vom pfingstlichen Heiligen Geist am Gängelband führen. Dann kommt der ‹Herbeigerufene›, der für die Schwachen ‹eben das tut, was wir nicht tun können.›

Als Antwort sandte ich die folgenden Zeilen an den Verfasser und an einen mir bekannten Mitarbeiter der Zeitung sowie den Chefredaktor. Bis jetzt reagierte niemand. Die Denkstrukturen sind offensichtlich nicht leicht zu erschüttern.

Der Ruhm der Schwachheit!

«Hast du dein Parteiblatt dieses Mal mitgenommen?»

«Nein.»

«Hast du es wieder vergessen?»

«Nein, ich wollte mich bei deinem Pfingstessen nicht auf Diskussionen mit meinem Schwager einlassen.»