"Geistheilung", Pseudoberatung und Scharlatanerie

Auch die "Marktschreier des Wissens" und angeblichen Kenner aller spiritueller Geheimnisse haben die Stände aufgeschlagen und ihre schillernden Auslagen ausgebreitet. Sie feilschen und bieten und preisen ihre geheimnisumwitterten Waren an, denen sie auch huldigen. Das Angebot ist unüberschaubar geworden und die "Seelenfänger", Pseudoheiler und Pseudoheilerinnen, falschen Ratgeber und Ratgeberinnen und "Lebensberater" finden sich allerorts. Mit falschen Versprechungen und Taschenspielertricks ziehen sie die leichtgläubigen Menschen in ihren Bann und organisieren Messen und esoterische Veranstaltungen. Haben sie die Aufmerksamkeit vieler Suchenden erst einmal gewonnen, werden diese allmählich in finanzielle und psychische Abhängigkeit, in Hörigkeit und nicht selten zur Selbstaufgabe gezwungen. Dadurch werden viele der Suchenden zur wehrlosen Beute dieser kreisenden Geier.

Eine ganz besondere "Königin" und qualifizierte "Fachkraft" esoterischer "Lebenshilfe" findet sich im Internet unter der Adresse www.missegypt.ch. Gemäss eigener Angaben ist sie im Jahre 1948 in Zürich geboren. Als Acedaih-Dafi - natürlich bekannt aus Radio und TV - preist sie sich als wahrliches Medium und Koryphäe für Lebenshilfe und Ratgebungen an. Wie viele ihrer Zunftgenossinnen gehört auch sie zu denjenigen, die angeblich erst durch eine Namensänderung ihre eigentliche "spirituelle" Entfaltung erlangten. Die Psychologie würde diesen Umstand vielleicht als "Persönlichkeitswandel" durch "Selbstverleugnung" bezeichnen. So ist bei ihr folgendes zu erfahren: Der Name "Acedaih" wurde ihr 1989 von ihrem spirituellen Meister gegeben. Der Name entstand aus ihren Geburtszahlen. Als sie ihren irdischen Namen geändert hatte, veränderte sich auch ihr Leben schlagartig. Was bis anhin von ihr "irdisch" wahrgenommen und gelebt wurde, hatte sich in einen spirituellen Aspekt verwandelt.

Die Beratungen werden in der Regel grundsätzlich nur telephonisch und gegen gutes Geld geführt. Sie bietet zudem auch Seminare und Kurse zu allen möglichen Themen an. So ist bei ihr von der Reinkarnationstherapie bis zur Schicksalserkennungstherapie, der Begegnung mit dem persönlichen Schutzengel und Schutzgeist, Kontakte zu "verstorbenen Seelen", Geistführern und Ausserirdischen, geheimes Wissen, Kartenlegen, Hexenwissen, Zauber und Magie, Rituale, Karma, der Schlüssel zur Quabbalah usw. bis zur Erlernung der kosmischen Sprache alles zu haben. Nebenbei handelt sie auch noch mit ägyptischen Kunstgegenständen und organisiert Kongresse und Reisen an "magische" Orte in Ägypten und angeblich sogar zur Area 51 in Nevada/USA.

Das Hauptmotiv ihrer zweifelhaften Beratungen basiert auf tiefer kultreligiöser Gläubigkeit an eine "göttliche" Macht und die Vorbestimmung des Schicksals. Sie verwendet und vermischt Texte ägyptischer Hieroglyphen, den Maya-Kalender, die neutestamentarischen Offenbarungen des Johannes, Propheten der älteren und jüngeren Zeit sowie die biblischen Schriften der Genesis. Sie propagiert den aus neutestamentarischer Schrift entlehnten und drohenden Weltuntergang, die Apokalypse. Gemäss ihrer Behauptung befindet sich die Erde in einer gegenwärtigen Endphase, um von der dritten in die vierte Dimension hinüberzutreten. Aus diesem Grund sind auch bei ihr die altbekannten ufo-esoterischen und ufo-sektiererischen Ideen, ausserirdische Engelwesen und Pseudolehren zu finden. Selbstredend sind ihre Fähigkeiten auf eine ausserirdische Herkunft zurückzuführen, die im Sirius-System zu suchen ist. Daher ist es nicht verwunderlich, dass auch ihre Klientinnen gelegentlich plötzlich Mütter angeblicher ausserirdischer Kinder werden. Falls sich diese Frauen jedoch einfach nicht an eine Schwangerschaft durch einen Ausserirdischen zu erinnern vermögen, hat dies ganz offensichtlich weniger mit der Zweifelhaftigkeit der Beratung zu tun, als vielmehr mit den traumatischen Umständen einer Entführung und Schwängerung durch einen Ausserirdischen. Der Name einer diesbezüglichen Klientin ist dem Autor dieses Artikels bekannt. Diese hatte sich in ihrer Not per E-Mail an die FIGU gewandt und in ihrer Ratlosigkeit um Hilfe ersucht.