Leserfragen

Leserfrage

Was ist ein Fäulniskäfer? Der Begriff ist in keinem Käfer- oder Insektenlexikon sowie auch in keinem anderen Lexikon zu finden. Die Bezeichnung Fäulniskäfer habe ich von einer 96jährigen Frau gehört, die mir aber auch nichts Näheres erklären konnte.

Ferdinand Schäffer/Deutschland

Antwort

Beim Fäulniskäfer handelt es sich um einen längst aus dem Sprachgebrauch entschwundenen und vergessenen Käferbegriff, der nur an einem einzigen Ort in Mitteldeutschland gebraucht wurde und folglich auch in keinen Lexika aufgeführt sein dürfte. Meinerseits hörte ich die Bezeichnung Fäulniskäfer auch einmal von einer alten Dame in Heppenheim an der Bergstrasse/Deutschland, die mir jedoch noch zu erklären vermochte, um welche Art Käfer es dabei geht. Beim Fäulniskäfer handelt es sich um die Küchenschabe, die sich an Nahrungsmitteln gütlich tut und dabei Fäulniserreger überträgt, folglich die Nahrungsmittel zu faulen beginnen. Daher der Name Fäulniskäfer, der auch als Kakerlake, Bäckerschabe, Schwabenkäfer und Russenkäfer bezeichnet wird, in spanisch Cucaracha (sprich Cucaratscha), englisch Cockroach, niederländisch kakaerlak und französisch Cancrelat.
Fäulniskäfer ist also ein anderer Name für Kakerlake oder Küchenschabe, die im Volksmund Russen- oder Schwabenkäfer genannt wird. Bei uns kommen vor allem die Deutsche sowie die Orientalische und die Braun-Schabe vor. Die Deutsche Schabe (Blatella germanica = Schwabenkäfer) ist von gelbbrauner Farbe und misst etwa einen bis eineinhalb Zentimeter. Sehr häufig wird sie mit der Wandschabe verwechselt, die jedoch nicht gefährlich ist, weil sie nicht in Häusern und Wohnungen lebt. Deren Grösse ist gleichermassen wie bei der Deutschen Schabe. Etwas grösser ist hingegen die Orientalische Schabe (Blatta orientalis = Russenkäfer), die eine schwarze Färbung aufweist. Alle diese Käfer sind nachtaktiv und zudem Allesfresser, folglich sie nichts verschonen, das für sie Nahrung bedeuten kann. Ausserdem vermehren sie sich sehr schnell während ihres rund 200 Tage langen Lebens, während dem ein Weibchen etwa 150 Nachkommen bringt. Ursprünglich kamen die Küchenschaben aus Afrika, woher sie nach Europa eingeschleppt wurden. Weltweit gibt es etwa 3500 Arten (in Mitteleuropa 15), wovon, wie erklärt, einige eingeschleppt wurden). Die Eier werden in Eipaketen (Ootheken) aus erhärtetem Drüsensekret abgelegt oder von Weibchen auch eine zeitlang getragen. Die Käfer bevorzugen ein warmes, feuchtes Klima und benötigen Wasser. Aus diesem Grunde sind sie sehr häufig in Badezimmern, Küchen und Vorratsräumen zu finden; in letzteren, wenn diese nicht klimatisiert sind. Die Gefahr, dass die Käfer Krankheiten auf den Menschen übertragen, ist relativ gering, nichtsdestoweniger gegeben, denn tatsächlich verbreiten sie Bakterien, Salmonellen und Viren. Auch sind sie manchmal auch Auslöser von Allergien bei Menschen, die dafür anfällig sind.

Billy