Leserfragen

Was das Lexikon des Geheimwissens von Horst E. Miers/Hermann Bauer-Verlag KG/Freiburg i. Br. (1970) über Magie, Magier, Schwarze und Weisse Magie zu berichten weiss, sei folgend zitiert:

Billy

Magie, ursprünglich das auf die Priester des ältesten Altertums beschränkte Wissen jeder Art; nach Derevia und anderen Orientalisten wurde die M. als die heilige, von der Religion untrennbare Wissenschaft betrachtet. Plato sagt, daß die M. durch die Verehrung der Götter erworben wird. M. ist die Wissenschaft des Verkehrs und der Beherrschung höherer, überweltlicher Mächte, wie auch das Beherrschen jener der niederen Sphären, ein praktisches Wissen der verborgenen Mysterien der Natur, das nur wenigen bekannt war, da es schwierig zu erlangen ist, ohne in Sünde wider die Natur zu verfallen. Alte und auch mittelalterliche Okkultisten teilten die M. in drei Klassen: Theurgie, Goetie und natürliche Magie. Die natürliche (oder weiße) M. hat sich mittlerweile fast zu der Stellung einer exakten Wissenschaft erhoben, wie zahlreiche wissenschaftl. Veröffentlichungen über diesen Gegenstand erkennen lassen. Im engeren Sinne ist M. die Technik, irdische Wirkungen mit Hilfe der Weltseele zu erreichen. Hierzu Agrippa von Nettesheim: «Die magische Gewalt setzt beim Menschen eine große Würdigkeit voraus; denn unser Gedanke, unsere höchste Geisteskraft ist allein der Wundertäter in uns.» Magie ist also auch ein aktiver Eingriff des Geistes in die Natur. Die Ausübung der M. setzt die Kenntnis der geheimen und besonderen Gesetzmäßigkeiten der Natur, die die verborgenen Kräfte erzeugt, voraus. Nach Othmar Spann (Religions-Philosophie, Berlin 1947, S. 137) ist M. «ein durch höchste Konzentration erlangter Rapport mit dem inneren Zentrum eines Naturdinges oder geistigen Wesens, und zwar unter Zuhilfenahme äußerer Entsprechungen zum Zwecke der Dienstbarmachung dieser Wesen.» Bei Novalis ist M. «die Kunst, die Sinnenwelt willkürlich zu gebrauchen, und der magische Idealist ist derjenige, der ebensowohl die Gedanken zu äußeren Dingen wie äußere Dinge zu Gedanken machen kann» (Fragmente 1779 und 1733). M. im Buddhismus erscheint in der Form der Iddhis, der «magischen Kräfte», den höheren Geisteskräften. Die wichtigsten unter den im Patisambhidamagga (II., S.174) aufgezählten zehn magischen Kräften sind: Macht des Entschlusses, Macht der Verwandlung, Macht des geistigen Erzeugens, Macht durchdringender Erkenntnis und Macht durchdringender Sammlung. Während die M. im Altertum in den Händen der Priesterkollegien lag, degenerierte sie später in den Händen von Ignoranten und Scharlatanen zu einem abergläubischen Unsinn und zur Taschenspielerei. Da die M. durch die Kirchen verfemt wurde, konnte sie nur in der Verschwiegenheit kleiner esoterischer Zirkel fortgeführt werden. Um der kirchlichen Zensur zu entgehen, mußten viele ernste und gelehrte Werke über M. zur Tarnung greifen und eine verhüllte Ausdrucksweise wählen. Das durch die sog. Aufklärung aufgekommene Vorurteil gegen die M. und alles Magische ist wissenschaftlich nur berechtigt in bezug auf die degenerierte Verfallsform, welcher die Hohe Magie durch ihre zeitweise Popularisierung anheimgefallen ist. Auch die materialistischen Begierden unserer Zeit haben dazu beigetragen, daß die M. in Verruf und Lächerlichkeit geriet.