Leserfragen

Zur Zeit der Ankunft der Europäer in Australien lebten auf diesem Kontinent knappe 300000 Australier, also Aborigines, die in etwa 500 Stämme aufgegliedert waren. Bereits 1981 hatten sich die Aborigines soweit mit den Europäern vermischt, waren gestorben oder von den Kolonisten umgebracht worden, dass es nur noch knapp 28000 reinblütige Australier resp. Aboriginals/Aborigines gab, nebst etwa 100000 Mischlingen. Auch von den noch reinblütigen Aborigines leben heute nur äusserst wenige in ihrer traditionellen Kultur. Die Lebenserwartung der oft fälschlich Australneger genannten Aborigines ist nicht sehr hoch. Rassisch bilden sie einen eigenständigen Formenkreis der Australiden. Ihre Sprachen werden als eigene Sprachgruppe zusammengefasst.

Betrachtet man das Bewusstseins- und Kulturleben der Aborigines, dann stösst man darauf, dass ihre Vorstellung in einer mystischen Ur- und Schöpfungszeit verankert ist. Gemäss der Vorstellungen der Aborigines können Medizinmänner auch heute noch das Urzeitgeschehen im Traum erleben, das nichts mit einer «Göttlichen Einheit» zu tun hat, wie diese in der Frage gemäss dem Buchabschnitt genannt wird. Gemäss den mythischen Aborigines-Überlieferungen soll die urzeitliche Welt von Kulturbringern durchwandert worden sein, die aus der Erde kamen und dem Land und der Welt die heutige Gestalt gaben; ihr Denken und Handeln bestimmte die Normen für alle Sitten und Gebräuche. In bezug auf das Kult- und Zeremonialleben ist zu sagen, dass diese in Wiederholungen des Urzeitgeschehens bestehen, die durch dramatische Aufführungen und Gesang ihre Erfüllung finden. Die Kultobjekte, die sogenannten «Tjuringas», stellen Manifestationen des Lebens- und der Schöpferkraft der mythischen Ahnen dar. Frauen sind dabei weitgehend vom Kultleben ausgeschlossen, denn dieses wird in der Regel nur von den Männern praktiziert. Deren zentrales Ereignis ist die Initiation, bei der sie in die Tradition ihrer Gruppe eingeführt und beschnitten werden. Dem geht z.T. eine lange Lehrzeit voraus. Erst nach der Initiation gilt ein Mann als heiratsfähig.

Seit Ende der 1960er Jahre sind den Aborigines theoretisch alle Bürgerrechte und auch gewisse Landrechte zugesprochen, mit denen sie jedoch in der Regel nichts anzufangen wissen, folglich sie die Rechte nicht in die Praxis umzusetzen vermögen - mit Ausnahmen. Wie bereits gesagt, sind heute viele Aborigines als Viehtreiber oder Hilfsarbeiter tätig - und sehr viele sind dem Alkohol verfallen.

Die Ureinwohner Australiens lebten in fruchtbaren Jagdgründen, wo sie jedoch durch die eindringenden und gnadenlosen Europäer vertrieben und in unfruchtbare Gegenden abgedrängt wurden. So kam es, wie es kommen musste, sie gingen massenweise an Seuchen und Hunger zugrunde. Auf der Australien vorgelagerten Insel Tasmanien wurden sie gar kurzerhand von den gewissenlosen und landbesitzgierigen Europäern einfach ausgerottet. Und wie gesagt, setzten erst im 20. Jahrhundert staatliche Förderungs- und Hilfsaktionen für die nur noch geringen Reste der Urbevölkerung ein. Das aber hat nicht viel zu bedeuten, denn für viele Australien-Europäer sind die Aborigines noch heute nichts mehr als verkommene oder wilde Unterhunde, denen keine Existenzberechtigung zugesprochen wird. Da ist es wohl nicht verwunderlich, dass viele dem Suff und Elend vefallen. Doch zurück zur eigentlichen Frage des Sterbens der Aborigines innerhalb von zwei Minuten im Alter von 120 oder 130 Jahren und ähnlichem Unsinn: Die Geschichte ist ebenso frei erfunden, wie auch die gleichlautende Behauptung in bezug auf die Eskimos und andere Völker und Minoritäten. Es ist eben einfach, in die Ferne zu lügen und solche Lügen in Büchern zu verbreiten, da wohl kaum eine Leserin oder ein Leser auf die Idee kommt, jahrelang bei derart genannten Völkern und Stämmen zu leben, um der Wahrheit auf den Grund zu gehen - die in der Regel darin besteht, dass Erlogenes erzählt wurde, um des Profites und des Glaubens willen.

Billy