Hochmut kommt vor dem Fall

oder
«Der allmähliche Zerfall des päpstlichen Stuhls»

Mit der Regelmässigkeit eines Uhrwerkes gelingt es dem Papst und seinen Männern immer wieder, marketinggerecht die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu erlangen. Es ist erstaunlich, wie der «alten», «lebenserfahrenen» und angeblich «ehrwürdigen» Gesellschaft der Kleriker wiederholt die Beweisführung gelingt, dass sich Weisheit nicht unbedingt mit wachsender Reife im Alter bildet. Mit der Veröffentlichung des Werkes «Dominus Jesus» vom Dienstag, dem 5.9.2000, wird diese Aussage kräftig untermauert.
Einmal mehr versucht die katholische Kirche, ihren Standpunkt und ihren Vollkommenheitsanspruch in Form einer 36seitigen Schrift zu manifestieren.
Mit der Veröffentlichung des obgenannten Werkes wurde jedoch in den eigenen bischöflichen Kreisen sehr viel Uneinigkeit und Kritik geschürt. Die katholische Kirche sei die einzige, vollgültige Erbin der Heilslehre Christi, wird behauptet. Da «Jesus Christus» der einzige Mittler und Erlöser sei, gehe für die gesamte Menschheit kein Weg an ihm vorbei. Weiter wird erklärt, dass die katholische Kirche immer auf geheimnisvolle Weise mit dem Retter Jesus Christus als ihr Haupt verbunden und ihm untergeordnet sei. Darum habe die katholische Kirche im Plan Gottes eine unumgängliche Beziehung zum Heil eines jeden Menschen.
Das vom Präfekten der «Kongregation für die Glaubenslehre» (= Bruderschaft oder Bund) dem Münchner Kardinal Joseph Ratzinger vorgelegte Dokument, wurde vom Papst Johannes Paul II. anerkannt und persönlich unterschrieben. In keiner Weise ist darin allein von den katholischen Gläubigen die Rede, sondern vom Heil eines «jeden» einzelnen Menschen. Diese Aussage lässt keinen Zweifel am Universalitätsanspruch der katholischen Kirche. Damit raubt sie auch jedem «Nichtkatholiken» und jeder «Nichtkatholikin» die Freiheit, sich gegen die katholische Doktrin zu stellen.
Selbst der Stellenwert anderer Religionen wird im päpstlichen Schreiben definiert. Das sei deshalb nötig, weil gewisse Theologen der irreleitenden Meinung seien, dass eine Religion gleich viel wert sei wie die andere. Kardinal Ratzinger nennt dies «religiösen Relativismus» und spricht dabei auch katholische Priester an, die sich einer liberaleren Denk- und Lebensweise verschrieben haben.
Mit seiner Unterschrift unter dem Dokument versucht der Papst selbstredend seine eigene Position zu stärken, gilt er im katholischen Glauben doch als direkter Erbe und Nachfolger «Jesus Christus» und somit als direkter Stellvertreter des «lieben Gottes» auf Erden. Daher ist er trotz vermehrter kritischer Stimmen auch unangefochtener Alleinherrscher über die weltweite katholische Glaubensgemeinde.