Rassismus

Rassismus, Imperialismus und Kolonialismus sind alles Ideologien, die zur Absicherung von Machtansprüchen benutzt werden, wobei unter Rassismus die Gesamtheit der Theorien und politischen Lehren zu verstehen ist, die Zusammenhänge zwischen anthropologischen Merkmalen von Menschenrassen und Kulturentwicklungen behaupten und dabei kulturelle Fähigkeiten und historische Entwicklungslinien nicht auf politische und soziale, sondern auf biologische Ursachen zurückführen. Im engeren Sinne sind unter Rassismus alle Lehren zu verstehen, die aus solchen Zusammenhängen eine Über- bzw. Unterlegenheit einer menschlichen Rasse gegenüber einer anderen behaupten. Der Rassismus liefert daher innenpolitisch die Begründung für Diskriminierung, Unterprivilegierung oder Unterdrückung ethnischer Gruppen (oft Minderheiten), die als Vertreter anderer Rassen bezeichnet werden. Aussenpolitisch wird der Rassismus zur Rechtfertigung von Imperialismus und Kolonialismus herangezogen.

Unter Imperialismus wird heute ein politisch-ökonomisches Herrschaftsverhältnis verstanden mit dem Ziel, die Bevölkerung eines fremden Landes mit politischen, diplomatischen, kulturellen und ideologischen Mitteln zu beeinflussen, auszubeuten, abhängig zu machen und direkt oder indirekt zu beherrschen.

Kolonialismus ist eine wirtschaftliche Expansion, die in Form politischer Beherrschung einer unterlegenen Zivilisation abgesichert wird. Der neuzeitliche Kolonialismus begann im Zeitalter der ‹Entdeckungen› im 15. Jahrhundert in einer Verbindung von Rohstoffausbeutung und Missionsgedanken und bestimmte seither in mehreren Schüben das Verhältnis der europäischen Staaten zu den überseeischen Gebieten. Zugleich suchten die Mächte durch Kolonialexpansion auch ihren europäischen Führungsanspruch materiell und politisch abzustützen.

Bis anhin wurden rassistische Denkrichtungen wissenschaftlich unterstützt durch die Behauptung, dass die verschiedenen Menschengruppen charakteristische Genkombinationen besitzen würden. Doch neueste Forschungsergebnisse entziehen nun diesen Ideologien, wenigstens was die biologischen Hintergründe betrifft, jegliche fundierte Grundlage.

In einem Zeitungsartikel (Tages-Anzeiger, Mittwoch 1. Februar 1995) über den Populationsgenetiker André Langaney findet sich folgender Absatz:

«Der genetische Unterschied zwischen einzelnen ethnischen Gruppen ist über alle Regionen hinweg sehr viel kleiner als zwischen Individuen innerhalb einer Ethnie. «Alle sind verwandt, jeder ist verschieden», lautet die Erkenntnis aus 25 Jahren moderner Populationsgenetik am Menschen. Sie entzieht jeglichem Rassismus den Nährboden. Dass sich Menschengruppen etwa in der Hautfarbe oder in Gesichtszügen voneinander unterscheiden, hat mit den Völkerwanderungen über die Jahrzehntausende und mit der Anpassung an Umweltfaktoren zu tun.»