Vorprogrammiertes Elend

Nebst den Kindern, die aus Versehen geboren werden, gibt es unendlich viele Gründe, warum der Mensch Kinder haben will. Die Kinder sind dabei leider gar nicht so massgebend, sondern vielmehr verschiedenste Beweggründe, die sich der Mensch in seinen Gedanken zurechtlegt. Es geht z.B. darum, ohne grosse Überlegung und ohne Verantwortung eigene Wünsche und Verlangen zu erfüllen, die eigene Potenz sichtbar bestätigt zu sehen oder einfach der Nachwelt etwas von sich zu hinterlassen, in der Hoffnung, irgendwie selbst in den Kindern weiterleben zu können, wenn man stirbt. Die eigenen Reichtümer, die schliesslich einen Erben brauchen, gehören auch zu diesen Gründen, oder aber Macht und Herrschsucht, die wenigstens an den Kindern ausgelassen werden können, wenn sich sonst im Leben keine andere Möglichkeit bietet. Vollkommen zerstörerisch auf die ganze Menschheit aber wirkt sich der Irrtum aus, dass viele eigene Nachkommen die eigene Zukunft sichern können, und dieses Gedankengut ist nicht nur in den armen Ländern weit verbreitet, sondern auch in den reichen, wenn auch in einem indirekteren Sinn.

Nicht zuletzt aber gehören Kinder für viele einfach dazu, wenn man verheiratet ist. Gegen diesen Grund wäre ja eigentlich nicht unbedingt Einspruch zu erheben, würden die Menschen tatsächlich aus wirklicher Liebe heiraten, was aber heutzutage leider zu den selteneren Fällen gehört. Wirkliche Liebe zweier Menschen sollte der Zeugung eines Kindes vorausgehen, weil wirkliche Liebe nichts zu tun hat mit selbsterzeugten, materiellen Gefühlsverwirrungen ohne jegliche Kontrolle, die den Menschen in ein Chaos stürzen und ihn tatsächlich erblinden lassen, wie man das ja von der (falschen) Liebe behauptet. Wahre Liebe aber ist weder wankelmütig, noch macht sie blind, sondern sehend, und zwar weit über die eigene Nasenspitze hinaus, und deshalb sind sich auch die zukünftigen Eltern voll bewusst, dass sie sowohl für ihr eigenes Leben wie auch für die zukünftige Familie die Verantwortung zu tragen haben und dies nach bestem Wissen und Gewissen in Ihrem Tun zum Ausdruck bringen. Daraus folgt automatisch, dass wenn ein Kinderwunsch vorhanden ist, sich beide Partner auf ihre Gesundheit untersuchen lassen, bevor sie ein Kind zeugen, damit weder die Mutter in Gefahr gerät, noch das Kind durch irgendwelche Erbkrankheiten oder sonstige Behinderungen zu Schaden kommt. Wird während der Schwangerschaft festgestellt, dass ein Schaden vorhanden ist, dann sollte in allererster Linie an das Kind gedacht werden, und ob ihm dadurch die Selbständigkeit und Eigenverantwortung geraubt ist; ob es ein menschenwürdiges Leben führen kann, oder ob es mit nur sehr geringen Entwicklungsmöglichkeiten in ständiger Abhängigkeit von anderen leben muss.

Einem heranwachsenden Leben steht immer und in jedem Fall das Recht zu, mit Ehrfurcht und Achtung in dieser Welt willkommengeheissen zu werden, um ein menschenwürdiges Dasein mit unversehrtem Bewusstsein und Körper und unbeschadeter Psyche beginnen zu können. Kein menschliches Leben, ob weiblich oder männlich, ob jung oder alt, ist irgendeine Ware, die verkauft, weggeworfen, zu eigenen Zwecken missbraucht oder als Besitztum betrachtet werden kann. Jeder Mensch ist ein individuelles, freies Wesen, Herr seiner selbst und trägt die Verantwortung für sein Leben und seine Umwelt. Also ist es Pflicht der Eltern, den heranwachsenden Menschen, den sie gezeugt haben, dahin zu lenken, dass er tatsächlich eigener Herr seiner selbst wird, die damit verbundene Verantwortung wahrnimmt und diese zu tragen vermag. Dadurch lernt er nicht nur sein Leben zu verstehen, sondern die Gesetze des Lebens überhaupt, was ihn dazu befähigt, diese für die Gestaltung der Zukunft mit einzubeziehen und einzusetzen.