An die Menschen der Erde

Es gibt Zeiten, in denen der Himmel in Flammen steht - es gibt Zeiten, in denen die Erde auseinandergerissen wird, Ozeane sich über das Land ergiessen und Tausende ihr Leben lassen müssen; es gibt Zeiten, in denen Mütter von ihren Kindern für immer getrennt werden, Zeiten, in denen sich liebgewordene Menschen zum letzten Mal sehen, Freunde endgültig Abschied nehmen und die Liebsten in flammenden Infernos vergehen. Es gibt Zeiten, in denen euch die Gier nach Macht die Hoffnung auf eine sichere Zukunft raubt, Zeiten, in denen eine fanatische Weltanschauung den Wunsch nach Liebe ersticken lässt, Hass das Bestreben zum Zusammenleben begräbt und der Wille zu töten stärker ist als der Wille das Leben in seiner unendlichen Fülle zu achten und zu beschützen.

Trotz diesen Zeiten der Finsternis und des Wahnsinns vergesst nie zu lächeln, wenn ihr die Möglichkeit dazu habt; vergesst nie, euch zu freuen, wenn die Sonne hinter dem Horizont aufgeht und ein neuer Tag beginnt, vergesst nie, euch selbst und den Boden, auf dem ihr steht, zu lieben, vergesst nie euren eigenen Namen und euer eigenes Wesen, vergesst nicht, dass ihr Menschen seid, die in diese Welt geboren wurdet, um ein einzigartiges Leben zu leben, wie es in seiner Art kein zweites Mal vorkommt. Eines Tages wird aus der verbrannten Erde ein grüner Spross hervorbrechen, um einen neuen Anfang einzuläuten - vergesst nicht, dafür dankbar zu sein.

Auf dieser Erde existieren viele Kulturen, viele Völker und ethnische Gruppen nebeneinander. Alle sind voneinander verschieden, alle haben ein anderes Weltverständnis, allen liegt eine eigene Philosophie zugrunde. Manche dieser Philosophien unterscheiden sich in ihren Inhalten sehr stark, andere hingegen nur wenig. Manche stimmen miteinander überein, andere widersprechen sich gegenseitig. Viele Menschen viele Lehren. Ein eifriger Jünger wird seiner Lehre eifrig folgen. Ein fanatischer Jünger wird seiner Lehre fanatisch folgen. Was aber bedeutet «fanatisch»? Es bedeutet, dass sich zwei Menschen bei einem Gespräch über ihre Ansichten nicht mehr in Freundschaft unterhalten können. Es bedeutet, dass sie sich bei einer Begegnung in der Wüste nicht die Hand reichen, sondern sich gegenseitig zu erwürgen versuchen, und es bedeutet, dass sie lieber sterben würden, als vom anderen Hilfe entgegenzunehmen.

Fanatismus ist eine Seuche, die sich schnell ausbreitet. Wer einmal von ihr infiziert ist, wird sie in kurzer Zeit auf viele andere übertragen. Er ist ein loderndes Feuer, das die Menschen entzündet und ihre Vernunft verzehrt, ihren Blick für die Vielfalt der Gedanken und ihre Toleranz gegenüber Fremdem auslöscht. Fanatismus ist wie ein Pfeil, der die Luft zerschneidet und auf geradem Weg seinem Bestimmungsort entgegenrast. Nie würde er freiwillig Halt machen, nie würde er seine Bahn verlassen und nie würde er seine scharfe Spitze abwerfen. Am Ende bohrt er sich tief in sein Ziel hinein, und niemand kann ihn jemals wieder herausziehen.